HR/IT Talk Episode #60

Mit SAP Business AI den HR-Bereich revolutionieren

Künstliche Intelligenz wird die HR-Landschaft mittel- bis langfristig revolutionieren. Von automatisierten Bewerbungsprozessen über prädiktive Analysen im Talentmanagement bis hin zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung - KI verändert die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden finden, entwickeln und halten. Beispielsweise indem sie die Effizienz im Personalwesen steigert oder eine personalisierte Mitarbeitererfahrung ermöglicht. Auch die SAP hat diesen Megatrend aufgegriffen und bietet mit SAP Business AI for HR ein umfassendes Lösungsangebot, über welches die beiden p78 Geschäftsführer Michael Scheffler und Matthias Grün in dieser Folge diskutieren.

Ergänzende Informationen zu dieser Episode:

- „SAP Business AI für das Personalwesen: Ein Highlight des Q2 2024 Release“, SAP News Center
- “Wie KI-Funktionen in SAP SuccessFactors die Arbeit von Mitarbeitenden erleichtern”, SAP News Center 
- „Verantwortungsvolle KI“, SAP-Richtlinie
- Documentation for SAP Business AI for SAP SuccessFactors, SAP Community Page 
- “AI Adoption für SAP SuccessFactors“, Podcast “Education NewsCast”, Folge #315
- „Wie Sie sich Ihren eigenen KI-Führungskräftecoach bauen – in fünf Schritten“, Handelsblatt KI-Briefing

 

Das Interview zum Nachlesen

Michael Scheffler

Servus, Matthias, herzlich willkommen bei HR IT Talk. Es ist ja schon etwas länger her, dass wir hier in diesem Format zusammengekommen sind. Damals haben wir über die strategische Marschrichtung der SAP mit Blick auf SAP SuccessFactors und S/4HANA diskutiert. Heute wollen wir uns einem nicht weniger spannenden Thema annehmen, nämlich dem Thema künstliche Intelligenz. Natürlich werden wir hier den Fokus auf das SAP-Umfeld, also unsere Domäne und das Personalwesen legen. Zuvor möchte ich dich aber bitten, dich kurz unseren Hörern persönlich vorzustellen.

Matthias Grün

Ja, Servus Michi. Es freut mich, mal wieder hier zu sein nach langer Zeit. Genau wie du bin ich auch Geschäftsführer hier bei P78. Ich bin verantwortlich für Strategie und Kultur, Business Development und unsere HR Consulting Division. Darunter fällt unser HR Business Consulting sowie unser gesamtes SAP SuccessFactors Implementierungsgeschäft. Mein Fokus liegt auf der fachlichen Seite, also der Leidenschaft für HR, und natürlich der Digitalisierung dieser Prozesse in SAP-Lösungen. Ich bin seit 2004 in der SAP HCM Beratung tätig – zuerst bei SAP direkt, dann bei einem Partnerunternehmen und seit 2011 bei P78. Insofern habe ich viel Erfahrung in diesem Bereich.

 

Einführung ins Thema KI

 

Michael Scheffler

Vielen Dank für die Vorstellung. Lass uns mal locker ins Thema starten. Kannst du uns zu Beginn etwas abholen und einen generellen Überblick über künstliche Intelligenz geben? Was ist das überhaupt? Welche Chancen, aber auch Risiken gehen mit dem Einsatz von KI einher? Leg los, bitte.

Matthias Grün

Gerne. Es ist natürlich ein riesiges Thema. Ich glaube, wir könnten jetzt zwei Stunden alleine über die Definition und die unterschiedlichen Ausprägungen von künstlicher Intelligenz sprechen. Ich habe mich bereits intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, viel ausprobiert, eingelesen und Erfahrungen in Kundenprojekten gesammelt. Allerdings bin ich natürlich nicht der Experte für künstliche Intelligenz schlechthin. Alles, was wir heute diskutieren, sind im Grunde meine Erfahrungswerte.

Künstliche Intelligenz ist eine Technologie, die Maschinen dazu befähigt, menschenähnliche Verhaltensweisen, Denkweisen und Kompetenzen zu übernehmen, mit dem Ziel, autonome Entscheidungen treffen zu können. Es werden große Mengen an Daten verarbeitet, damit die KI lernt, Sprache zu erkennen, Muster und Trends zu identifizieren, um letztlich Probleme zu lösen und uns Menschen zu unterstützen. KI hat alles verändert und ist mittlerweile eine Alltags-Technologie, die kaum noch wegzudenken ist. Jeder nutzt im privaten und geschäftlichen Alltag Systeme wie Siri, Alexa oder ChatGPT.

Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg ist, dass man die Technologie nahezu ohne Vorkenntnisse nutzen kann. Jeder kann Google bedienen und mittlerweile auch ChatGPT. Wenn man sich die verschiedenen Arten von KI anschaut, kann man mehrere Varianten unterscheiden. Zum einen gibt es das sogenannte Machine Learning. Dabei lernen Computer aus Daten und verbessern sich ohne explizite Programmierung. Ein Beispiel dafür sind die Empfehlungen bei Amazon oder Netflix.

Eine weitere Ausbaustufe ist das Deep Learning, das komplexe Muster identifiziert, die für Menschen nicht sofort ersichtlich sind. Unternehmen wie SAP nutzen Deep Learning, um Bewerbungen automatisch auszuwerten und die Programmierkenntnisse von Bewerbern zu beurteilen. Das, was die meisten mit KI verbinden, sind die generativen KI-Technologien, die Inhalte auf Basis von Trainingsdaten erzeugen, sei es Text, Bilder oder Videos. Schließlich gibt es noch die konversationelle KI, die Maschinen ermöglicht, Sprache zu verstehen und darauf zu reagieren, wie bei Chatbots.

 

Herausforderungen beim Einsatz von KI

 

Michael Scheffler

Was sind generell beim Einsatz von AI oder KI zu beachten, welche Grenzen gibt es? Lass uns nun über die Herausforderungen beim Einsatz von KI sprechen.

Matthias Grün

Es gibt eine ganze Reihe von Bedenken, die berücksichtigt werden müssen, darunter datenschutzrechtliche, technische und ethische Aspekte. Eine KI benötigt eine große Menge qualitativer Daten, um richtig trainiert zu werden, und die Beschaffung solcher Daten kann problematisch sein, insbesondere bei sensiblen Informationen. Ein weiteres großes Thema ist die Kontrolle des Outputs. Manchmal erzeugt die KI Ergebnisse, die nicht gewünscht sind oder falsch und erfunden sein können. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Halluzinationen“ einer KI. Es ist wichtig, diese Ergebnisse zu hinterfragen und mit gesundem Menschenverstand zu bewerten.

Es gibt auch ethische Bedenken, etwa in Bezug auf die Authentizität und Integrität der Inhalte. Deep Fakes sind ein Beispiel für bewusste Falschinformationen, die für betrügerische Aktivitäten missbraucht werden können. Daher gibt es verschiedene Instanzen, die sich intensiv mit diesen Themen befassen, wie die UNESCO, die zehn Leitprinzipien für Ethik in Verbindung mit KI definiert hat. Auch SAP hat eine AI-Ethikkommission mit entsprechenden Richtlinien gegründet.

Ein wichtiger Punkt, den ich aus persönlicher Erfahrung hervorheben möchte, ist, dass die KI (noch) nicht in der Lage ist, zu antizipieren. Das betrifft das klassische „Zwischen den Zeilen lesen“ und das Erfassen von Bedeutungen in den Kontextstellen. Ein Beispiel verdeutlicht das: Wenn ich sage, „Ich gehe zur Bank“, kann das verschiedene Bedeutungen haben. Es könnte heißen, dass ich erschöpft bin und mich setzen muss, weil ich müde bin. Oder es könnte bedeuten, dass ich Geld benötige und zum Geldautomaten gehe. Die Bedeutung hängt also stark vom Kontext ab, in dem diese Aussage getroffen wird. Wir Menschen sind in der Lage, diesen Kontext direkt zu interpretieren, ohne dass es einer zusätzlichen Erklärung bedarf. Die KI hingegen hat in dieser Hinsicht noch Schwierigkeiten.

 

Relevanz von KI im HR-Bereich

 

Michael Scheffler

Du bist bereits auf die Anforderungen im HR eingegangen. Was bedeutet das nun konkret aus Sicht des Personalwesens? Warum ist KI insbesondere für HR so wichtig? Welche Auswirkungen siehst du mittel- bis langfristig für diese Disziplin?

Matthias Grün

Wir beschäftigen uns intensiv mit der Digitalisierung und der Transformation von HR-Prozessen. Die KI revolutioniert im Grunde die gesamte Arbeitswelt. Es geht darum, wie Menschen arbeiten und wie eine Personalfunktion im Unternehmen organisiert ist – also, wie Prozesse und Strukturen abgebildet sind. Diese Veränderungen hat die KI bereits angestoßen, wird aber in Zukunft noch viel tiefgreifender sein. Wir sprechen hier von der transformativen Kraft der KI-Revolution, die die Personalfunktion vor Herausforderungen stellt, um Schritt zu halten. Es sind nicht nur Chancen, die sich bieten; es sind auch echte Herausforderungen, denen ich aktiv entgegentreten muss. Dabei ist KI unverzichtbar. Die Erfahrungen der letzten eineinhalb Jahre zeigen: Es geht nicht mehr um die Frage, ob ich KI nutze, sondern nur darum, wie ich sie nutze. Zukünftig wird es unverzichtbar – vielleicht sogar überlebenswichtig – für den Erfolg von Unternehmen, KI sinnvoll einzusetzen.

Ein Statement, das ich gelesen habe, besagt: Ohne KI wird es nicht möglich sein, den steigenden Mangel an Arbeitskräften, insbesondere Fachkräften, zu kompensieren. Das gelingt nur durch sinnvolle Nutzung von KI im Personalwesen. KI soll dabei helfen, die Produktivität zu erhöhen, also klassische Effizienz in administrativen Tätigkeiten zu fördern, ohne dass die Qualität leidet. Gleichzeitig soll KI auch die Ergebnisse verbessern, was in Richtung Effektivität geht. Sie soll Unternehmen dabei unterstützen, innovativer und wettbewerbsfähiger zu werden – nicht nur Routineaufgaben schneller zu erledigen, sondern die gesamte Wertschöpfungskette zu optimieren. Dadurch werden Prozesse effizienter und leistungsfähiger, und fundiertere Entscheidungen können getroffen werden, da die riesigen Datenmengen besser verarbeitet werden können. Eine aktuelle BCG-Studie spricht von Effizienzgewinnen von bis zu 30 Prozent.

Insofern eröffnet KI für HR ganz neue Perspektiven, um die Zufriedenheit, Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden zu steigern, was erheblich zur Employee Experience beiträgt. Gleichzeitig muss sich HR auf diese Chancen und Herausforderungen vorbereiten. Es wird organisatorische Veränderungen geben, die begleitet werden müssen. Neue Kompetenzen sind erforderlich, und einige Berufsbilder werden verschwinden, während andere sich verändern. Auch unser Job als Berater hat sich bereits gewandelt und wird weiterhin Veränderungen erfahren, während ganz neue Rollen entstehen. Es gibt mittlerweile auch den Beruf des Prompt Engineers, ein Berufsbild, das explizit mit KI arbeitet, um diese bestmöglich zu nutzen. Das ist nur ein Beispiel für die rasanten Veränderungen, die das letzte Jahr gezeigt hat. Die Geschwindigkeit, mit der diese Veränderungen eintreten, ist beispiellos und stellt eine radikal schnelle Evolution dar. Sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen müssen Schritt halten, insbesondere in der Personalfunktion.

In diesem Kontext gewinnen Schlüsselkompetenzen wie kreatives und analytisches Denken sowie Technologieaffinität an Bedeutung. Change Management wird zur ständigen Notwendigkeit. Für den Einsatz von KI ist es wichtig, sich auf neue Denkweisen einzulassen. Es geht über reine Automatisierung hinaus; KI muss als Chance begriffen werden, die Arbeit neu zu gestalten. KI sollte als Partner auf Augenhöhe für HR betrachtet werden. Statt als Konkurrent, der Arbeitsplätze gefährdet, ist KI ein Werkzeug, um die Arbeit effizienter und effektiver zu gestalten. Gleichzeitig sehen wir, dass Personalabteilungen oft noch zögerlich sind. Es wird zwar experimentiert, und es gibt erste Tests mit KI-Szenarien, jedoch noch nicht in vollem Umfang. Hier gibt es noch viel Grundlagenarbeit zu leisten, einschließlich erster Digitalisierungsschritte. IT-Budgets müssen bereitgestellt werden, um eine umfassende Transformation zu ermöglichen.

Abschließend, trotz aller Vorteile und Herausforderungen, bleibt der zwischenmenschliche Faktor zentral. Unser Slogan "People our passion" verdeutlicht, dass KI nicht alles ersetzen kann. Je mehr wir automatisieren und standardisieren, desto wichtiger werden menschliche Kontakte. KI kann uns unterstützen, aber sie kann nicht die natürliche Verantwortung und Empathie ersetzen, die Menschen einbringen. Letztlich sind wir es, die die KI gestalten und mit ihr arbeiten – nicht umgekehrt. Diese Perspektive ist entscheidend und erinnert uns daran, dass KI in erster Linie ein Mittel zum Zweck ist.

 

Praktische Anwendungsbeispiele für KI im HR-Bereich

 

Michael Scheffler

Ich bin ein großer Fan von konkreten Beispielen und Anwendungsfällen. Insofern würde ich gerne wissen, ob du vielleicht ein bis zwei praktische Beispiele für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im HR-Bereich hast. Wo kann KI heute schon im Tagesgeschäft von Personalern und Personalerinnen behilflich sein?

Matthias Grün

Zu Beginn hatten wir bereits das Beispiel des Bewerber-Screenings erwähnt, bei dem verschiedene Daten analysiert werden, um geeignete Kandidaten zu identifizieren. Dies ist keine Zukunftsvision, sondern kann bereits heute genutzt werden. Ein weiteres Beispiel ist das automatisierte Erstellen von Texten, Briefen und Arbeitszeugnissen, was eine erhebliche Entlastung für HR-Abteilungen darstellt. Darüber hinaus ermöglichen KI-basierte Chatbots eine Echtzeitkommunikation mit Mitarbeitern. Anstatt bei einer Hotline anrufen zu müssen und auf einen Ansprechpartner zu warten, können Mitarbeiter direkt mit einem Chatbot interagieren, der ihnen Unterstützung und Informationen bietet. Dies reduziert die Arbeitslast für HR-Mitarbeitende erheblich.

Künstliche Intelligenz kann auch Prognosen treffen, zum Beispiel darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass bestimmte Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Solche Analysen können helfen, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen und die Fluktuation zu reduzieren. Ein weiteres interessantes Anwendungsfeld sind personalisierte Lernplattformen. In vielen Unternehmen gibt es umfangreiche Lernkataloge, die oft unübersichtlich sind. KI kann hier maßgeschneiderte Schulungsangebote bereitstellen, die auf den bisherigen Erfahrungen, persönlichen Interessen und Karriereambitionen der Mitarbeitenden basieren. Dies ermöglicht eine individuelle Förderung und steigert die Zufriedenheit und Leistung der Mitarbeiter. Diese Beispiele zeigen, wie KI bereits konkret in Unternehmen eingesetzt wird und welche Vorteile sie im HR-Bereich bieten kann.

 

Einführung von AI im Weiterbildungsbereich

 

Michael Scheffler

Ein interessantes Beispiel für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bereich der Weiterbildung ist ein virtueller Assistent, der auf Basis von ChatGPT entwickelt wurde. Dieser persönliche Führungskräfte-Coach kann als Sparringspartner dienen, wenn eine Führungskraft beispielsweise ein Mitarbeitergespräch vorbereiten möchte. Das Handelsblatt hat dieses Format im Rahmen des KI Briefings genauer beleuchtet, und es wurde in einer mehrteiligen Podcastfolge detailliert erläutert, sodass Interessierte es nachbauen können. Mich persönlich hat beeindruckt, was bereits alles möglich ist, und ich werde die Links dazu gerne in den Shownotes teilen.

Lass uns nun die Brücke zur SAP-Welt schlagen. Die SAP bietet mit SAP Business AI diverse KI-Lösungen an, die in verschiedene Geschäftsprozesse und Applikationen integriert werden. Dabei verfolgt SAP drei zentrale Dimensionen: SAP strebt an, dass die Lösungen relevant sind. Zweitens ist die Zuverlässigkeit der Lösungen von großer Bedeutung. Du hast bereits das Problem der Halluzinationen angesprochen, was im Business-Kontext problematisch sein kann. Drittens sollen die Lösungen verantwortungsbewusst sein. SAP verpflichtet sich zur Wahrung des Datenschutzes, der Datensicherheit und ethischer Prinzipien.

Diese Strategie zeigt, dass SAP den Herausforderungen der KI mit einem klaren Fokus auf Qualität und Verantwortung begegnet. Technisch bedeutet das, dass die KI-Modelle sorgfältig trainiert und getestet werden, um zuverlässige Ergebnisse zu liefern, während gleichzeitig der Schutz sensibler Daten gewährleistet wird. Damit wird sichergestellt, dass die Integration von KI in die SAP-Lösungen sowohl effektiv als auch vertrauenswürdig ist.

Also was bedeutet das nun konkret? Wie ordnest du die Strategie der SAP ein und wie wirkt sich das technisch aus?

 

Entwicklung von KI bei SAP

 

Matthias Grün

In den letzten zwei Jahren hat sich im Bereich Künstliche Intelligenz bei SAP enorm viel getan. Das Thema KI hat höchste Relevanz erlangt und ist zum Herzstück der Strategie von SAP geworden. Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, hat SAP sogar einen eigenen Vorstandsbereich gegründet, unter der Leitung von Chief AI Officer Philipp Herzig, der direkt unter dem CEO agiert. Seine Aufgabe besteht darin, das Thema Business AI über das gesamte SAP-Portfolionutzbar zu machen. SAP hat bereits standardisierte KI-Szenarien für alle relevanten Geschäftsprozesse eingeführt, einschließlich Finanzwesen, Logistik, Vertrieb und natürlich auch im HR-Bereich. Besonders erfreulich ist, dass SAP SuccessFactors in diesem Kontext als Vorreiter fungiert. Bei den Demos von SAP werden zu 90 Prozent Szenarien aus dem HR-Bereich mit SAP SuccessFactors präsentiert, was die führende Rolle in diesem Segment unterstreicht.

Es ist wichtig zu wissen, dass SAP keine eigenen Large Language Models entwickelt, sondern auf die Partnerschaften mit anderen relevanten Anbietern setzt. Sie haben ein umfassendes Ökosystem geschaffen und nutzen für jeden Anwendungsfall das bestmögliche Modell. Als SAP-Kunde oder -Entwickler muss man sich daher keine Gedanken über die zugrunde liegenden Technologien machen, sondern kann einfach die Schnittstelle nutzen.

Für Kunden und SAP-Partner, wie wir es sind, bietet dies die Möglichkeit, eigene Szenarien zu entwickeln. Auf der SAP Business Technology Platform (BTP) stehen diverse Werkzeuge zur Verfügung, um maßgeschneiderte KI-Szenarien zu entwerfen, falls die Standardlösungen nicht ausreichen. Zusätzlich zu den KI-Funktionen in den einzelnen Anwendungen gibt es mit SAP Joul einen eigenen Chatbot, den sogenannten Co-Pilot. Dieser steht anwendungsübergreifend zur Verfügung und ermöglicht es Nutzern, auf natürliche Weise per Spracheingabe mit der SAP-Software zu interagieren. Dies stellt eine spannende Weiterentwicklung im Bereich der Benutzerinteraktion dar.

 

AI-Szenarien im SAP SuccessFactors Standard

 

Michael Scheffler

Welche AI-Szenarien existieren denn Stand heute im SAP SuccessFactors Standard und wie wirken sich diese für Anwenderinnen und Anwender in der Praxis aus?

Matthias Grün

Es gibt bereits diverse Szenarien, die SAP Out of the Box ausliefert, und diese lassen sich in drei Bereiche unterteilen. Zunächst gibt es Beispiele für Generative AI, die auf die KI-unterstützte Inhaltserstellung abzielen. Im SAP SuccessFactors Recruiting besteht die Möglichkeit, automatisiert Stellenbeschreibungstexte zu generieren oder bestehende Texte zu verbessern. Zudem gibt es Unterstützung bei Interviewfragen und im Performance Managementden sogenannten Goal Assistant, der Führungskräfte bei der Definition smarter Ziele unterstützt.

Ein weiterer Bereich sind die Conversational AI-Funktionalitäten, zu denen insbesondere SAP Juul gehört, der persönliche Assistant in SAP SuccessFactors, der modulübergreifend arbeitet. Schließlich gibt es die Deep Learning AI-Funktionalitäten, die insbesondere im Talent Intelligence Hub zum Einsatz kommen. Aktuell dreht sich alles darum, dass KI die HR-Aufgaben automatisiert, vereinfacht und bessere Entscheidungen ermöglicht. Obwohl bereits viele hilfreiche Funktionen zur Verfügung stehen, sind diese noch nicht vollständig ausgeschöpft. Sie bieten Unterstützung, aber es fehlt an einem echten Game Changer. Die Vision von SAP ist klar: KI soll genutzt werden, um HR auf ein neues Level zu heben, die Agilität der Zusammenarbeit zu verbessern und die Employee Experience zu optimieren.

 

Technische Voraussetzungen für den Einsatz von KI

 

Michael Scheffler

Klingen wirklich spannend, diese ganzen AI-Szenarien. Jetzt bin ich ja im Herzen ein Techniker und kann mir vorstellen, dass eine ganze Reihe von technischen Voraussetzungen und natürlich auch anderen Rahmenbedingungen wie entsprechende Lizenzen gegeben sein müssen, damit ein SAP-Anwender-Unternehmen dann auch KI wirklich in der Praxis zum Einsatz bringen kann. Technisch basiert ja das Ganze auf der sogenannten AI Foundation, die wiederum auf der Business Technology-Plattform fußt. Kannst du uns da vielleicht mal hier einen kleinen Einblick geben, welche Herausforderungen sind dir diesbezüglich bekannt und vielleicht kannst du uns auch ein paar Limitationen nennen, die du vielleicht auch schon in der Praxis mitbekommen hast?

Matthias Grün

Zunächst ist da einmal das Thema, wie immer bei SAP, Lizenzen. Da ist es so, dass das Ganze nicht komplett umsonst ist. SAP hat eine eigene Lizenzthematik implementiert, die man erst mal verstehen muss. Es wird unterschieden zwischen der sogenannten Base AI. Das sind die Funktionalitäten, die in den aktuellen Lizenzen quasi out of the box enthalten sind. Da entstehen keine zusätzlichen Kosten. Dann gibt es noch die Premium AI Services, für die Premium AI Funktionen fallen zusätzliche Kosten an, die sich nach der Nutzung der Szenarien richten. SAP hat dafür die sogenannten AI Units eingeführt, die man als Kunde erwerben und dann nutzen kann.

Beispiele für die beiden Varianten sind, wenn wir uns im Higher Context bewegen, Learning Recommendations. Das, was wir vorhin hatten mit individuellen Trainingsvorschlägen, aber auch Karrierepfade, die vorgeschlagen werden, das sind sogenannte Base AI Features. Diese kann ich out of the box nutzen, sie kosten nichts extra. Genauso Joul. Bei Joul habe ich eine gewisse Anzahl an Messages frei. Jede Message ist eine Interaktion mit Joul. Bis zu einer bestimmten Anzahl sind diese inkludiert, alles darüber hinaus wird über AI Units abgerechnet. Die ganzen Generative AIFunktionalitäten, also wo Inhalte generiert werden, fallen alle unter Premium AI.

Technische Voraussetzungen sind ebenfalls wichtig. Ein BTP Global Account wird benötigt, IAS/IPS muss konfiguriert sein. Es kommt darauf an, ob das Datacenter unterstützt wird und ob die gewünschte Sprache bereits verfügbar ist oder noch auf der Roadmap steht. Außerdem muss die eigene SAP SuccessFactors Instanz konfiguriert sein, um die Generative AI Szenarien zu nutzen. Es geht also nicht nur um einen Klick zur Aktivierung, sondern auch um die richtige Konfiguration der Instanz, damit z. B. Recruiting-Felder verwendet werden können, um automatisch Stellenausschreibungstexte zu generieren.

 

Ausblick auf SAP Business AI für HR

 

Michael Scheffler

Gut, das war jetzt schon jede Menge Input und jede Menge Kürzel. Kannst du mit Blick auf die Zeit uns vielleicht noch einen kleinen Ausblick geben? Wie geht es denn weiter mit SAP Business AI für HR? Auf was darf man denn gespannt sein?

Matthias Grün

Die Zukunft der Personalarbeit steht vor einem radikalen Wandel. Die Herausforderung wird darin bestehen, in den kommenden Jahren die KI ganzheitlich und crossfunktional in alle Aspekte eines modernen Personalmanagements zu integrieren. Dies betrifft sämtliche Rollen, Prozesse, Profile, aber auch die ganze Organisation und Technologie in den Personalabteilungen.

Im SAP-Universum entwickelt sich das Thema rasant weiter. Für 2025 stehen bereits diverse neue Szenarien auf der Roadmap. Wir freuen uns alle auf die Success Connect im Oktober in Lissabon und sind gespannt, welche neuen AI-Szenarien und Funktionalitäten dort vorgestellt werden.

Michael Scheffler

 Gut, Grund genug für uns beide, nach Lissabon zu fliegen, denke ich, oder?

Matthias Grün 

Ja, auch die Success Connect, aber ich glaube, da gibt es auch noch ein paar andere schöne Ecken zu sehen.

Michael Scheffler

Okay, Matthias, vielen, vielen Dank. Jede Menge Input. Ja, ich denke, wir können das ganze zur gegebenen Zeit vertiefen. Ich wünsche dir einen schönen Tag und bis bald.

Matthias Grün 

Ja, vielen Dank. Hat Spaß gemacht mal wieder und vielleicht wartet man nicht wieder vier Jahre bis zum nächsten Podcast. Danke, bis bald.

 

 

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