HR/IT Talk Episode #63

Intelligente Lösungen mit der SAP Business Technology Platform und SAP Build umsetzen

Der von SAP geprägte Begriff des „intelligenten Unternehmens“ ist in aller Munde – aber was genau macht ein Unternehmen eigentlich intelligent? Es geht darum, agil und widerstandsfähig gegenüber äußeren Veränderungen zu sein und das Potenzial moderner Technologien konsequent zu nutzen. Die SAP Business Technology Platform, insbesondere die Lösungen des Produktportfolios SAP Build, bieten hier spannende Ansätze. In dieser Episode sprechen p78 Geschäftsführer Michael Scheffler und Markus Marenbach, Geschäftsführer von VANTAiO, darüber, wie Unternehmen diese Technologien nutzen können, um Innovationen voranzutreiben und Arbeitsprozesse nachhaltig zu verbessern.

Ergänzende Informationen zu dieser Episode:

- VANTAiO Website
- VANTAiO iNFOHUB, die Software zur intelligenten Informationsversorgung
- SAP Press Sachbuch: “SAP Build - Low-Code-Entwicklung und Automatisierung
- p78 Leistungsportfolio rund um SAP Build
 

Das Interview zum Nachlesen

Michael Scheffler

Servus Markus, willkommen bei HR/IT Talk. Schön, dass du es zeitlich einrichten konntest und heute bei mir zu Gast bist. Wir hatten ja ein paar technische Anlaufschwierigkeiten, darf man gar nicht sagen, dass wir beide in IT arbeiten. Aber wir haben sie gemeistert, insofern klappt das ja heute ganz gut. Ich habe mich sehr auf das heutige Gespräch gefreut. Tatsächlich kenne ich euch als Softwareanbieter für eure Zusatzlösungen seit Jahren und bin ein Fan. Können wir damit beginnen, dass du dich mit ein paar Worten persönlich vorstellst?

 

Markus Marenbach

Ja, vielen Dank, Michael. Das ist natürlich toll, dass du ein Fan von uns bist. Mein Name ist Markus Marenbach. Ich bin einer der beiden Geschäftsführer von Vantayo und ich mache schon ziemlich lange IT, nämlich seit 1994. Ich habe viel erlebt, von Management-Informationssystemen, die ich eingeführt habe. Aber ich bin dann sehr schnell in den Bereich Portale, Intranets, digitale Arbeitsplätze gewechselt. Das ist mein Themenfeld seit mittlerweile fast 25 Jahren.

 

Michael Scheffler

Kannst du uns vielleicht auch Vantayo noch als Unternehmen etwas näherbringen? Was ist eure Mission? Worin liegt eure Kernkompetenz?

 

Markus Marenbach 

Vantayo ist ein Unternehmen im SAP-Umfeld. Wir sind SAP-Silberpartner und haben uns auf eine Nische spezialisiert, nämlich digitale Arbeitsplätze mit SAP. Das bedeutet, was man früher als Portale bezeichnet hat, sind heute digitale Arbeitsplätze. Wir bieten Beratung, aber auch Software, Ergänzungs-Software in diesem Umfeld an. Wenn man es mal auf den Punkt bringen will: Was uns auszeichnet, ist die „letzte Meile“ zum Benutzer, wie ich immer sage. Es geht weniger um die komplette Technologie, sondern darum, wie diese Technologie beim Benutzer ankommt, dass sie wirklich benutzerfreundlich ist und akzeptiert wird. Ein Spruch, den ich gerne anbringe, lautet: „Nur Nutzung erzeugt auch den Nutzen.“ Denn was wir oft sehen, ist, dass Systeme toll konzipiert sind, aber nicht wirklich angenommen werden. Da setzen wir an, bei der „letzten Meile“, damit die Systeme auch wirklich genutzt werden.

 

Michael Scheffler

Vielen Dank, Markus. Dann lass uns gleich mal inhaltlich einsteigen. Anfang möchte ich mit folgender Frage an dich: Was sind intelligente Unternehmen? Ich hatte es im Intro gerade schon angesprochen. SAP hat diesen Begriff geprägt. Wie würdest du diesen Begriff definieren und woher stammt dieser?

 

Markus Marenbach

Also, der Begriff des „intelligenten Unternehmens“ stammt von der SAP selbst und wurde 2021 geprägt. Es ging damals einfach darum, wie Unternehmen auf unvorhergesehene Ereignisse, wie etwa die Corona-Krise, besser reagieren können. Der Begriff bezieht sich also auf Unternehmen, die widerstandsfähiger gegenüber Veränderungen in ihrer Umwelt sind und schneller auf Veränderungen reagieren können. In einer Zeit, in der viel Unsicherheit herrscht – wir hatten ja zu dieser Zeit die politische Lage in Amerika, die Ukraine-Krise und so weiter – ging es darum, wie Unternehmen besser mit dieser Unsicherheit umgehen können. Ich persönlich erweitere den Begriff jedoch gerne. 

Intelligenz kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Man könnte es auch mit Effektivität und Effizienz übersetzen. Wenn wir uns heute die Organisationen anschauen, besonders die Verwaltungen großer Unternehmen, muss man sagen, dass dies aus meiner Sicht nicht besonders intelligent ist. Das soll jetzt nicht negativ klingen, aber es wird dort noch viel Arbeitszeit verschwendet. Um also intelligenter zu werden, muss man in Zukunft besser mit dieser Arbeitszeit umgehen. Wir werden später noch darauf eingehen, wie das konkret aussehen kann. Ein intelligentes Unternehmen zeichnet sich auch dadurch aus, dass es über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus denkt und kollaborativ arbeitet. Das bedeutet, dass Unternehmen auch mit anderen zusammenarbeiten, um gemeinsam Werte zu schaffen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die SAP Business Technology Plattform, die es Unternehmen ermöglicht, über ihre Grenzen hinweg einfacher zusammenzuarbeiten.

 

Michael Scheffler
Du hast gerade schon zwei aktuelle Herausforderungen genannt, vor denen intelligente Unternehmen derzeit stehen. Hast du noch weitere Treiber?

 

Markus Marenbach

Ja, es gibt mehrere Dimensionen. Der geopolitische Kontext ist ein wichtiger Treiber. Wenn beispielsweise Sanktionen über Nacht verhängt werden, hat das Auswirkungen auf Unternehmen, wie etwa Automobilzulieferer. Das betrifft sowohl den Absatzmarkt in anderen Ländern als auch die Produktion der Fahrzeuge in diesen Ländern. Ein weiterer Punkt ist der Fachkräftemangel. Dieser spiegelt sich in vielen Bereichen wider. Ein Beispiel ist, dass es immer einfacher wird, ältere Mitarbeitende wieder in den Job zu integrieren, weil ihre Kompetenzen zunehmend geschätzt werden. Auch im Lebensmittelumfeld sehen wir das Problem, dass Einzelhandelsmärkte nicht eröffnet werden können, weil die Arbeitskräfte fehlen. Das zeigt ganz deutlich, wie der Fachkräftemangel mittlerweile die Wirtschaft beeinflusst. Dann haben wir natürlich alles, was Richtung Wettbewerb geht und Disruption und Innovation. Die Branche kann da ein Lied von Singen gerade mit verschiedenen Start-ups, die das Umfeld dort ganz schön durcheinanderwirbeln. Themen wie Nachhaltigkeit, auch eine ganz große Herausforderung. Also, ich hatte zwar ganz groß für die Menschheit natürlich, aber es bedeutet etwas, es gibt Nachhaltigkeit, Anforderungen, es gibt Bestimmungen, die man entsprechen muss.


Und was mir so ein bisschen Sorge macht, das kommt bei der Herausforderung noch nicht so ganz stark zum Tragen, aber jetzt auch in der Literatur einfach dieses ganze Thema Komplexität und Fragmentierung, so will ich es jetzt mal bezeichnen. Also, ich habe den Eindruck, wenn ich mit Kunden spreche, ist alles wahnsinnig viel geworden, weil da ob es Informationen sind, Systeme sind und so weiter. Und wir haben ja auch, wenn man ja viele bei IT jetzt ja gerade, das nimmt einfach durch die Web-Plattformen, die wir haben, die Spezialplattformen extrem zu. Also, ich habe das Gefühl, dort wo man früher dann, ja, ich sage mal, seine IT natürlich selber betrieben hat, die war dann im Keller und so weiter, verlagert sich das immer mehr auf spezialisierte Plattformen, die dann einen gewissen Vorteil bieten in dem einzelnen isolierten Business-Prozess, aber beim Benutzen dazu führen, dass er auf eine extrem verteilte Welt trifft, die halt eine richtige Komplexität erzeugt.

 

Michael Scheffler 

Und beim letzten Punkt möchte ich auch nochmal einhaken, Markus, denn warum sind denn heterogene bzw. fragmentierte IT-Systeme und Prozesse eine so große Herausforderung für intelligente Unternehmen? Und ich stimme dir zu. Auch in meiner Wahrnehmung ist das ganze Thema massiv komplexer geworden, also auch jetzt im SAP-Kontext, hybride Systemlandschaften, non-SAP-Systeme, Cloud und on-premise. All das muss miteinander vernetzt werden, integriert werden, das ist natürlich schon ein Brett, was gebohrt werden muss. Also, warum siehst du hier eine der größten Herausforderungen?

 

Markus Marenbach

Ich glaube, die größte Herausforderung, weil man immer noch zu viel den Menschen, also den Benutzer am Ende dann tatsächlich vergisst. Also, das ist immer noch so aus meiner Sicht, dass Technologie angeschafft wird, auch über Nacht. Wir haben es ja alle erlebt bei Microsoft Teams mal. Ein sehr prominentes Beispiel wäre Corona, das sicherlich unheimlich geholfen hat. Was man aber jetzt merkt, keiner hat sich dort über Governance beispielsweise Gedanken gemacht. Das heißt, wie benutzt man das eigentlich? Und wo ist vielleicht auch eine Abgrenzung zu einem Wiki-System, einer SharePoint-Applikation, vielleicht auch zu einer SAP-workzone. Und das führt dazu, dass altes häufig in solchen Systemen bleibt, vieles redundant ist. Mitarbeiterinnen fragen sich, was ist überhaupt die Wahrheit, was ist das Richtige? Und das führt halt im Alltag zu einer Komplexität, weil es dann im Prozess nicht weitergeht und weil alle mit den Schultern zucken. Und da kommen wir in den Feld, was heute kaum untersucht ist aus meiner Sicht, nämlich wozu führt das letzten Endes in der Organisation? Also führt das eigentlich zu erhöhten Kosten oder weniger Umsatz? Ich meine ja, da kann man ganz gute Logik-Ketten dann bilden. Aber auf jeden Fall, ja, wir müssen an diese Komplexität ran, weil aus meiner Sicht, vielleicht ist es eine sehr simple Aussage jetzt, es ist zu kompliziert geworden. Wir merken es auch am Onboarding von neuen Mitarbeitenden, wo man komplett schreiben muss, welche Systeme zu verwenden sind. Und da beziehe ich auch ein kleines Unternehmen, wie wir das beispielsweise sind. Ja, das gibt ja nicht, dass ich auf Konzerne schimpfe oder so, sondern wir merken das selber bei unserem eigenen kleinen Umfeld, dass genau die Komplexität das Problem ist.

 

Michael Scheffler 

Absolut, aber wie lässt sich dieses Problem deines Erachtens lösen? Welche Handlungsmöglichkeiten existieren?

 

Markus Marenbach

Es gibt mehrere Handlungsmöglichkeiten. Also ich glaube, der erste Punkt ist wirklich in das Thema Governance Training und dass Systeme richtig benutzt werden und auch vernünftig abgegrenzt sind von einander. Das halte ich für extrem wichtig, weil wenn man das einfach laufen lässt, dann wird das halt nun mal kein Selbstläufer, sondern man muss enden, das ist meiner Sicht dem Kaos. Und ja, wir haben ja jetzt mal ein Beispiel, auch die große SAPBuild-Familie bei der SAP und dort gibt es ein Produkt, SAP BuildWorks Zone, das neue Portal sagt man ja auch. Ja, ich kann über solche Systeme halt andere Systeme, benutzerspezifisch oder benutzerzentriert integrieren. Das heißt, einen zentralen Einstieg schaffen für den Benutzenden. Das heißt, dass ich überhaupt nicht in mehrere Plattformen, also wissen muss, in welche Plattform gehe ich denn jetzt, sondern einen zentralen Einstieg zu haben und auch viele Dinge über Automatisierung auch im letzten Endes zu lösen. Mal ein Beispiel, wann muss ein Urlaubsantrag eigentlich durch einen Menschen genehmigt werden? Also ist das überhaupt erforderlich, dass jetzt der Vorgesetzte alle Urlaubsanträge, die da sind, persönlich genehmigt und kann ja das überhaupt in einem Kontext? Könnte ich da nicht eine Automatisierung schaffen, wo eine KI drüber geht, das bewertet. Wer denn jetzt, wie im Prinzip frei hat und auch vielleicht mit den Projekten matcht, jetzt nur mal so als Beispiel, ja, und die Maschine entscheidet das und das fällt dann schon wieder ein Arbeitsschritt weg. Das sind jetzt so zwei Beispiele, wo man sagen kann, da setze ich an. Aber es gibt noch ganz viele andere Dinge. Ich muss mir überlegen, erreiche ich den Mitarbeitenden überhaupt mit der Technologie, so wie er sie gerne benutzen möchte? Also das große Thema Nutzung von Mobile Devices, gerade bei einzelnen oder kleinen Arbeitsschritten, das ist ein ganz großer Bereich. Also, da erfinden wir ganz viele Beispiele.

 

Michael Scheffler

Markus, du hast jetzt gerade schon die Brücke zu den IT-Lösungen aus dem Hause SAP geschlagen. Die Waldorfer verbieten ja mit dem Produktportfolio SAP-Build, was du angesprochen hast. Ja, ein sehr umfassendes Lösungsportfolio an. Das Ganze basiert dann auf der SAP BTP, der Business Technology Plattform. Ihr habt dazu auch bei Vantayo kürzlich in einem SAP-Pressbuch mitgeschrieben, soweit ich informiert bin. SAP-Build, Low Code Entwicklung und Automatisierung. Also ihr seid da ausgewiesene Experten auf dem Gebiet. Kannst du vielleicht nochmal das SAP-Bild-Portfolio etwas näher erläutern und einen Überblick geben für diejenigen, die es noch nicht kennen?

 

Markus Marenbach

Ja, mache ich gerne. Also vielleicht mal als Anekdote: Als das SAP-Build rausgekommen ist, waren wir alle ein bisschen erstaunt, warum man denn die Werkzeuge, die es dort gab, jetzt genau so kombiniert oder in dieser Familie. Mittlerweile bin ich da aber ein großer Fan von, weil die tatsächlich zusammengehören. Es sind im Prinzip drei Bereiche. Fangen wir mal an mit dem zentralen Einstieg. Das ist das Produkt SAP-Build Work Zone. Da gibt es jetzt noch zwei Varianten von, aber das ist der zentrale Einstiegspunkt. Das heißt, von da aus bekomme ich Informationen über sogenannte UI Integration Cards in meiner Oberfläche angezeigt. Ich habe Zugriff auf Anwendungen und teilweise auch Bereiche für die Zusammenarbeit. Der zweite Bereich ist alles das, was die Anwendungsentwicklung betrifft. Und da hat jeder ja sicherlich schon mal gehört, das ganze Thema Low Code, No Code Entwicklungen. Das heißt, man will mehr Mitarbeitenden im Unternehmen befähigen, Anwendungen und Prozesse zu erstellen. Und da gehen wir genau in den Bereich SAP-Build App rein und SAP-Build Code. Da gibt es auch verschiedene Werkzeuge nochmal. Das ist die Anwendungsentwicklung oder wie bekomme ich überhaupt zu Oberflächen und zu Produkten. Und als drittes gibt es den Bereich Prozessautomatisierung. Also das bestimmte Dinge automatisch ablaufen, also in Richtung der Workflows und auch der Bots beispielsweise. Das Zusammengefasst ergibt am Ende dann moderne Anwendungsoberflächen, wo die Prozesse möglichst einfach sind für die Benutzenden, aber auch nicht extrem teuer immer in der Herstellung sind. 
Das heißt, ich kann halt hergehen für vielleicht ein Nischenprozess, der nur von 50 Leuten verwendet wird oder so. Der wird dann über Low Code erstellt, kostet vielleicht nur drei, vier Tage im Jahr Herstellung statt 40 wie vorher bei Pro Code und kann damit umgesetzt werden. Das wäre früher anders gewesen, früher hätte man gesagt, nee, das rechnet sich nicht. Also, es sind nur so wenige Benutzer und da können wir den Aufwand nicht rechtfertigen und da haben wir keinen RUI. Das z.T. mit zum Beispiel den Low Code Sachen dann besser.

 

Michael Scheffler  

Danke für den Überblick. Du hast jetzt auch schon SAP Build Work Zone als, ich sage jetzt mal, Portal-Technologie näher erläutert. Die SAP nutzt hier auch den Begriff des digitalen Arbeitsplatzes. Das ist ja genau eure Domäne. Kannst du hier vielleicht nochmal etwas detaillierter einsteigen? Ich glaube, das ist für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer besonders spannend.

 

Markus Marenbach

Der Begriff "digitaler Arbeitsplatz" gibt es grundsätzlich schon, der ist schon relativ lange bekannt. Es geht im Prinzip genau darum, was der Begriff aussagt: Wie kann ich die digitale Arbeit, die Kopfarbeit oder die Wissensarbeit, bestmöglich unterstützen? Von SAP gibt es dort schon sehr lange Technologie in diesem Umfeld. Ursprünglich war das mal SAP Enterprise Portal, was auch heute noch vielfach von den Unternehmen eingesetzt wird. Es hatte damals im Prinzip die gleiche Zielsetzung. Und Build Work Zone ist jetzt das neue Standardprodukt der SAP auf Basis der SAP-Wissenstechnologie-Plattform, also auf Basis der Cloud-Lösung der SAP. Der große Unterschied bei diesem digitalen Arbeitsplatz ist, dass er bezüglich der Umsetzung im Unternehmen – oder besser gesagt, wie komme ich dorthin – sehr viel einfacher geworden ist. Da ist jetzt ganz viel über Konfigurationen gelöst, über das, was Unternehmen selber machen können. Also mal zum Vergleich: Wir machen diese Projekte ja schon sehr lange. Früher hat man teilweise 500, 600 Personentage in solche Lösungen investiert, alleine für Oberflächenanpassungen, Programmierungen und so weiter. Das hat sich damals auch gerechnet, aber heute ist das alles viel, viel schneller möglich. Das heißt, sagen wir mal, mit 40, 50 Tagen ist es heute möglich. Der digitale Arbeitsplatz bedeutet nun, dass ich an einer Stelle die Informationen habe, die für mich wichtig sind, die Applikationen oder Prozesse oder Services, die für mich wichtig sind. Und ich habe auch noch den ganzen Einstieg in mein kollaboratives Arbeiten, also Arbeitsgruppen, Projektgruppen, Teamzusammenstellungen und so weiter. Das bezeichnet man als digitalen Arbeitsplatz. Ich sage immer ganz gerne, wir sind ja hier im Kölner Raum: Wenn man Karneval gefeiert hat, fünf Tage lang, und dann am Dienstag ins Büro kommt, dann muss der Arbeitsplatz oder das System mich so abholen, dass ich trotzdem arbeitstauglich bin.

 

Michael Scheffler

Markus, wenn nun ein solcher zentraler Einstiegspunkt geschaffen wurde und Services und Applikationen sowie diverse IT-Lösungen an zentraler Stelle für die Anwenderinnen und Anwender gebündelt wurden, besteht das Problem, dass diese mit unterschiedlichen Oberflächen daherkommen. In diesem Zusammenhang wird ja auch oft der Begriff der User Experience oder UX verwendet. Um diese zu optimieren, setzt SAP mit Fiori bereits seit 2013 auf eine einheitliche Designsprache. Welche Erfahrungen hast du denn in diesem Zusammenhang schon gemacht und kannst du mit unseren Zuhörerinnen und Zuhörern teilen? Wie fügt sich das Thema SAP Fiori in SAP Build und die Work Zone ein?

 

Markus Marenbach

SAP Fiori ist ja eine Designphilosophie, das heißt, es geht darum, wie Oberflächen gestaltet werden. Das Wichtigste bei Fiori ist, dass man keine monolithischen Anwendungen mehr baut, sondern kleinere Häppchen, die bestimmte Anwendungszwecke erfüllen. Das hat den Vorteil, dass diese kleineren Apps oder Kacheln, die ja vielleicht jeder schon mal gesehen hat, einfacher zu bestimmten Benutzerrollen zugewiesen werden können. Aus meiner Sicht ist das eine sehr gute Entwicklung und etwas, was SAP hervorragend gemacht hat. Natürlich ist bei Fiori nicht alles Gold, was glänzt. Aber mal ganz ehrlich: Wenn man über SAP früher gesprochen hat, hieß es immer „funktional, aber hässlich“ – es hat niemand vom Hocker gerissen. Mit Fiori ist das deutlich anders. Wir sind sehr nah an dem, was man als gute Webstandards bezeichnen würde, und vor allem zieht sich das durch die komplette Produktpalette. Es wird ja in alle Systeme der SAP implementiert – von S4, ERP-System über Customer-Plattformen bis hin zu Concur. Es ist einfach eine Vorgabe, und dadurch habe ich überhaupt die Möglichkeit, dass ich zu einem einheitlichen Einstiegspunkt komme, der auch halbwegs einheitlich aussieht. Früher war das nicht möglich. Wir haben Anwendungen integriert mit Sichttechnologien. Da hatten wir zwar den zentralen Einstieg, aber die Technologien im digitalen Arbeitsumfeld haben sich natürlich komplett anders bedient. Und das ist mit Fiori viel, viel besser geworden. Deshalb bin ich ein großer Fiori-Fan, muss ich sagen.

 

Michael Scheffler

Ich auch, ich kenne auch die Zeiten des guten alten SAP GUI. Gruselig, wenn man da mal zurückblickt. Wie lassen sich denn neue Applikationen vor diesem Hintergrund schnell und UX-optimiert bereitstellen? Denn irgendwann endet ja mal der SAP-Standard, und du hast ja auch gerade schon die Möglichkeiten von Low Code und No Code kurz angeteasert. Was wäre denn hier eine Empfehlung?

 

Markus Marenbach

Das ist eine der spannendsten Fragen derzeit. Viele Unternehmen sind jetzt dabei, ihr Anwendungsportfolio zu überdenken und tatsächlich zu erneuern und neu zu strukturieren. Ein großer Trend in der klassischen Entwicklung ist natürlich der Einsatz von KI. Wenn ich Anwendungen klassisch entwickle, kann ich KI heute sehr gut nutzen – das wäre vor drei Jahren noch undenkbar gewesen. Aber wenn wir heute mit Entwicklern sprechen, merken wir, dass die gesamte Pro-Code-Entwicklung, also die professionelle Entwicklung, durch KI massiv beschleunigt wird. Pro-Code bedeutet, normale Anwendungsentwicklung, aber mit Unterstützung von KI. Aber es gibt auch ein neues Feld in der Anwendungsentwicklung: No Code und Low Code, und mittlerweile gibt es auch sogenannte „blended models“, bei denen No Code und Pro-Code in einer Umgebung kombiniert werden. Das bedeutet, Fachanwender erstellen etwas, und der professionelle Entwickler erweitert es. Hier gibt es auch neue Tools. Build Apps gehört dazu, aber auch Process Automation, bei dem ich über einfache Oberflächen Workflows modellieren kann, Coding bilden kann, Drag-and-Drop-Arbeiten kann, wo ich aber natürlich verstehen muss, wie die Logik hinter dem Prozess aussieht. Das ist meine fachliche Aufgabe. Aber ich muss nicht mehr das Coding selbst erstellen.Und ich würde mir dann mal das Thema für jedes Unternehmen anschauen. Ich glaube, damit können wir viel mehr digitalisieren, als wir das bisher konnten. Aber auch da wieder Governance erforderlich, damit nicht die Anwendungen wie Pilze aus dem Boden schießen und jedes Unternehmen da irgendwas veröffentlicht, wo dann die Anwender nachher nicht mehr wissen, worauf kann ich mich verlassen und worauf nicht.

 

Michael Scheffler

Du hast ja gerade so Konzepte wie Citizen Developer oder Fusion Teams angesprochen, also die gemeinschaftliche Zusammenarbeit zwischen Fachanwendern und den eigentlichen professionellen Entwicklern. Wo würdest du denn da die Trendlinie ziehen? Ist das überhaupt möglich? Also, wann braucht das die eine Population und wann die andere?

 

Markus Marenbach

Ich bin da persönlich ein bisschen skeptisch. Also, ich sehe es als Teamleistung, weil wie will ich das bewerten? Im Prinzip muss ich ja hierher gehen und das Ziel definieren: Was möchte ich erreichen? Was soll das Ganze denn eigentlich sein und was ist dabei wichtig? Und dann geht es darum, wie bekomme ich es realisiert. Da kann man, glaube ich, nicht dogmatisch sagen, das macht jetzt ein Citizen Developer und das macht ein Pro-Coder, sondern man sagt, was ist für welchen Teilbereich innerhalb des Ziels die beste Umsetzungsmöglichkeit. Die beiden können da miteinander agieren. Natürlich ist es so, das alte Thema und auch diese Skepsis: Ja, da kommt man doch ganz schnell an seine Grenzen und dann geht das nicht mehr. Aber wir müssen uns sicherlich selbstkritisch fragen, ob es vielleicht auch etwas ist, wo wir in alten Paradigmen ein Stück weit festhalten, weil wir das nicht glauben und das auch noch nie erlebt haben. Ich bin da eher dafür, sich zu öffnen, das Ganze auszuprobieren und zu sagen, ist doch toll, wenn ich 80 Prozent schon mal in ein paar Tagen erreiche und den Rest mache ich dann mit Pro-Code Erweiterung. Also für mich eher eine Teamleistung, das ganze Thema Development und Entwicklung und von der starren Grenze halte ich persönlich da gar nicht. Also, meine Meinung.

 

Michael Scheffler

Absolut, ja absolut. In Zukunft gibt es da noch einen weiteren Akteur: Die KI im Sinne von SAP Build Code. Also noch eine weitere Partei, wenn man so möchte, die dann hier auch im Sinne der Fusion Team Entwicklung mitwirken kann. Ich würde gerne zu einem anderen Thema übergehen, Markus, und zwar haben wir jetzt schon viel über den zentralen Einstiegspunkt von interagierenden Unternehmen gesprochen. Ich möchte noch auf einen weiteren Aspekt zu sprechen kommen, was solche Unternehmen umtreibt. Also letztlich SAP-Anwenderunternehmen auch, nämlich die Informationsüberflutung. Das Thema interne Kommunikation ist in Unternehmen besonders im Kontext der digitalen Transformation und wachsender Prozesskomplexität oftmals nicht optimal, so meine Wahrnehmung. Schlechte Kommunikation, fehlerhafte E-Mails, unstrukturierte Informationsverteilung – das Ganze führt dann letztlich auch zu Produktivitätsverlust und Missverständnissen.

Eine Ursache für dieses Problem liegt ähnlich wie zuvor beim Beispiel von SAP BuildWorks und der Fragmentierung der IT-Lösungslandschaften, aber auch am Pull-Prinzip, bei dem Mitarbeitende aktiv nach Informationen suchen müssen. Also, letztlich erreicht wichtige Informationen die Mitarbeitenden nicht oder, im anderen Extrem, sind sie für sie nicht relevant. Das habt ihr bei Vantario erkannt und mit dem Info Hub ein Add-on oder eine Zusatzentwicklung geschaffen für SAP-Anwenderunternehmen, die relevante Informationen bündelt und über Schnittstellen aus beliebigen Quellen – also aus SAP oder Non-SAP-Systemen – an diverse Endgeräte und Kanäle publiziert. Einer solcher Kanal kann dann auch SAP BuildWorks sein.

Ich finde die Lösung super spannend. Kannst du uns daher bitte nochmal einen Überblick über das Info Hub geben? Welches Problem können eure Kunden hiermit detailliert lösen?

 

Markus Marenbach

Dann muss man erstmal kurz ansetzen, welches Problem die Kunden überhaupt haben oder welches Problem die Mitarbeiter haben. Du hattest ja eben ganz kurz beschrieben. Also trotz des digitalen Arbeitsplatzes ist es natürlich so, dass ich vergleichweise weite Wege gehen muss, um meine Informationen zu bekommen. Also mal ein Beispiel. Ich bin Manager und möchte Reportings und Kennzahlen bekommen, also wieder aus meinem Geschäft oder wieder aus dem Produktionsprozess, was sind Qualitäts-Kennzahlen. Und wenn man mal die Clicks zusammenrechnet, die dann teilweise erforderlich sind, sind es relativ viele. Ich muss nämlich in ein System gehen, ich habe das abspringen dahin, ich muss mich durchnavigieren in das System an dem richtigen Report. Und das muss ich teilweise noch in mehreren Systemen tun, damit für mich eine Information entsteht, am Ende die dann wieder in meinen persönlichen Arbeitsprozess einfließt. Und das dauert einfach relativ lange und ist teuer. Und das ist so ein Beispiel, warum wir gesagt haben, können wir das Prinzip nicht umdrehen. Also können wir nicht die Information, die der Mitarbeiter braucht, jetzt mal ganz allgemein gesprochen, das gilt für viele Businessprozesse, mundfertig liefern. Also auch wieder das Beispiel, ich setze mich hin und ich habe ja einen bestimmten Bedarf. Ich sage, einmal die Woche würde ich gerne wissen, wie sieht es da und da aus. Und falls ein Schwellwert unterschritten wird im Laufe der Woche, dann informiere mich auch darüber. Das ist mein persönlicher Bedarf. Mehr größer ist der Bedarf nicht. Mein Bedarf ist nicht 400 Reports zu haben, beispielsweise mit allen Varianten und hin und her. So und genau das macht der Info Hub. Das heißt, wir haben dort, ich sage mal, ein generisches System geschaffen, mit dem kann man Informationsobjekte beliebiger Art definieren. Das geht relativ einfach auch für komplexere Objekte und diese Informationsobjekte liefern wir dann in einer Oberfläche mundfertig direkt zum Benutzer hin. Also Beispiel, statt jetzt in das System abzutauchen und dort eine bestimmte Zahl zu suchen, wird die Zahl direkt in der Oberfläche angezeigt. Das Besondere bei dem Info Hub ist halt seine Generik. Das heißt, wenn wir schauen oder mal gucken, welche Anwendungsfälle Use Cases haben wir heute, dann machen wir zum Beispiel so etwas wie Kommunikation für Filialen Mitarbeitende, also alles, was Artikel, Artikeländerungen und so weiter angeht. Machen wir für einen großen Kunden in der Schweiz, für 1000 Filialen, aber auch kleinere Kunden, die dann so einen Spezial-Use Case umsetzen wie jetzt Manager Reporting in einem Cockpit. Und das ist für mich eine riesige Chance, um einfach auch mal persönlich das Steckenpferd, um einfach die IT sehr nah an den Menschen zu bringen. Also es eben einfach zu machen, Informationen zu konsumieren. Und was uns da ganz wichtig ist, halt relevante Informationen zu liefern. Das ist ja so, Informationsüberflutung ist ja seit Jahren ein Schlagwort. Wir wissen das alle. Aber es geht darum, ich muss mich als Unternehmen darauf konzentrieren, die relevanten Informationen für den Einzelnen zu produzieren, weil diese Massenproduktion und alles für alle, das kennen wir ganz viele, die die E-Mail-Verteiler haben, die dann rumgehen, wo alle sagen, das interessiert mich gar nicht, warum bekomme ich das überhaupt, da müssen wir weg. Und das machen wir mit dem Info Hub.

 

Michael Scheffler

Super spannend. Also wie gesagt, ich bin ein Fan eurer Lösungen und ja, auch das Info Hub ist eine echt tolle Lösung. Ich durfte die auch schon live erleben. Also Glückwunsch zu diesem tollen Addon. Markus, wir sind am Ende der Zeit. Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast und wir es dann letztlich doch noch geschafft haben. Ich wünsche dir einen schönen Tag und hoffentlich bis bald.

Markus Marenbach

Ja, vielen Dank für die Einladung. Das wünsche ich dir auch.

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