HR/IT Talk Episode #67

UX Design für HR-Systeme: So verbessern Sie die Mitarbeitererfahrung und Effizienz

Im digitalen Zeitalter gewinnt die Benutzererfahrung, oder User Experience (UX), auch im HR-Bereich immer mehr an Bedeutung. Ein gutes UX Design kann die Nutzung von HR-Systemen vereinfachen, die Mitarbeiterbindung stärken und die Effizienz der Personalabteilungen steigern. Doch wie sieht gutes UX Design konkret aus? Welche Trends und Best Practices gibt es und wie können Unternehmen dies erfolgreich umsetzen?

Über diese und weitere Fragen spricht Michael Scheffler, Managing Director p78, mit seinen Gästen, Anja Hildebrand und Michael Bubendey von Materna. Gemeinsam diskutieren sie, wie UX Design speziell in HR-Applikationen zu einer besseren Mitarbeitererfahrung führen kann und welche Rolle die Lösung SAP SuccessFactors Work Zone dabei spielt.

Ergänzende Informationen zu dieser Episode:
 
- Materna Homepage
- p78 UX Leistungsportfolio
- p78 Pressemitteilung: „p78 stärkt sein Portfolio im Bereich User Experience im HCM- und HR/IT-Bereich durch Zusammenarbeit mit Materna
- SAP BTP4HR Workshop 15.11.2024: „SAP SuccessFactors Work Zone als digitaler Arbeitsplatz bei HERMA“, Vortragspräsentation -
Video-Aufzeichnung (YouTube)

Das Interview zum Nachlesen

Michael Scheffler

Servus Anja, Servus Michael. Ich freue mich sehr, dass wir drei es heute geschafft haben, gemeinsam diese Folge aufzunehmen und uns über das spannende Thema UX Design zu unterhalten. Lasst uns damit beginnen, dass ihr euch jeweils mit zwei, drei Sätzen persönlich vorstellt. Ich würde sagen Ladies first, Anja, du hast das Wort.

 

Anja Hildebrand

Ja, hallo Michael, und vielen Dank erstmal für die Einladung zu diesem spannenden Podcast. Mein Name ist Anja Heldebrandt, und ich bin seit 2021 bei Materna im UX-Design tätig. Zuvor war ich bereits über acht Jahre in zwei digitalen Agenturen als Senior UX-Designerin unterwegs. Mein Tätigkeitsfeld erstreckt sich dabei von der Anforderungserhebung über die Erstellung von Navigationsstrukturen und Oberflächen bis hin zum Usability-Testen. Mein Herz schlägt definitiv für gutes UX, immer mit dem Ziel, Anwendungen einfacher, benutzerfreundlicher und barrierefrei zu gestalten. Dabei kann es sich beispielsweise um einen klassischen Website-Relaunch, eine neue Formularstrecke oder auch ein Mitarbeiterportal handeln. Unser letztes gemeinsames Projekt ist ja auch noch gar nicht so lange her. Das war für Hermann im Bereich SAP SuccessFactors WorkZone.

 

Michael Scheffler

Michael, möchtest du gleich weitermachen und ein paar Worte zu deiner Person sagen?

 

Michael Bubendey

Na klar, kann ich gerne machen. Mein Name ist Michael Bubendey, und ich bin Kompetenzcenterleiter für den Bereich UX und UI bei Materna SE. Ich bin seit 2004 im Unternehmen und letztendlich für Web-Entwicklung und Konzeption tätig. Mein Weg hat einige Stationen im Unternehmen genommen. Ich habe damals als Entwickler und Webdesigner in der Frontend-Entwicklung begonnen, war später im Bereich CMS und BITV-Beratung tätig – insbesondere im BITV-Bereich habe ich viel gemacht – und bin dann über die Projektleitung 2006 in die Teamleitung gegangen. Dadurch hatte ich die Chance, bei Materna eine Teamverantwortung für die Frontend-Entwicklung und später auch für die Webkonzeption – was man heute UX nennen würde – aufzubauen. Seit 2024 konzentriere ich mich auf den Bereich UX, um bei Materna die Bündelung und zentrale Bereitstellung dieser Kompetenzen in Form eines Kompetenzcenters voranzutreiben. Dies betrifft sowohl die Materna SE selbst als auch die Abteilungen und die Tochterfirmen der Materna-Gruppe.

 

Michael Scheffler

Ja, danke für die Vorstellung. Ihr arbeitet beide bei unserer Muttergesellschaft, der Materna Information & Communication SE aus Dortmund. Michael, kannst du uns einen Überblick über Materna und die Gruppe geben? Was zeichnet das Unternehmen aus, welche Dienstleistungen bietet ihr an, und vor allem, in welchem Bereich seid ihr zwei unterwegs?

 

Michael Bubendey

Materna ist ein 1980 gegründetes Familienunternehmen mit Hauptsitz in Dortmund. Die Familie lenkt immer noch die Geschicke des Unternehmens, auch wenn sie operativ nicht mehr tätig ist. Aktuell sind wir mit mehr als 4.000 Mitarbeitenden an 40 Standorten und 12 Tochtergesellschaften weltweit aktiv. Das Unternehmen ist im Laufe der Jahre stark gewachsen. Wir betreuen Kunden aus dem gehobenen Mittelstand ebenso wie Konzerne und haben einen großen Fokus auf die öffentliche Verwaltung, einschließlich Ministerien und einer Vielzahl von Behörden. Hier sind wir entsprechend gut aufgestellt.

 

Michael Scheffler

Kannst du uns ergänzend dazu noch einen Überblick über euren Bereich und euer Leistungsportfolio geben?

 

Michael Bubendey

Letztendlich sind wir bei Materna in verschiedene Abteilungen aufgeteilt. Anja und ich arbeiten im Bereich der digitalen Interaktion, der sich darauf fokussiert, die bestmögliche Digital Experience zu schaffen – ein entscheidender Erfolgsfaktor für jede digitale Lösung. Unser Schwerpunkt liegt auf User Experience (UX) mit einem Fokus auf Software und IT-Systeme.

In unserer Abteilung gibt es drei Kompetenzcenter (CCs): das CC für Accessibility und Barrierefreiheit, das CC für Digitale Assistenten und unser CC, das sich speziell um User Experience und User Interface (UX/UI) kümmert. Wir arbeiten aktuell mit rund 20 Teammitgliedern daran, gutes UX, intuitive UIs und technische Konzepte zu entwickeln. Besonders wichtig ist uns der technische Aspekt der Barrierefreiheit. Unser Ziel ist es, Lösungen zu schaffen, die mit der späteren Zieltechnologie reibungslos funktionieren und zukunftssicher sind.

Unser Leistungsportfolio umfasst die gesamte Bandbreite von der Anforderungsdefinition und Ideenfindung über Nutzerforschung und Nutzerführung bis hin zur visuellen Gestaltung. Ergänzt wird das durch Content-Strategie und -Produktion, SEO-Reviews sowie technische Konzepte. So stellen wir sicher, dass unsere Lösungen technisch, inhaltlich und gestalterisch den höchsten Standards entsprechen.

 

Michael Scheffler

Du hast jetzt schon einen Begriff mehrfach erwähnt – ein Thema, über das wir heute sprechen werden: UX bzw. die User Experience oder Benutzererfahrung. Können wir zu Beginn vielleicht eine kurze Begriffsdefinition von dir bekommen, für alle unter unseren Zuhörern, die damit noch nichts anfangen können? Was ist UX eigentlich?

 

Michael Bubendey

UX bedeutet User Experience und umfasst alle Aspekte des Erlebens oder der Benutzererfahrung bei der Interaktion mit einem Produkt oder einem Dienst. Dabei bezieht sich UX nicht nur auf die digitale Nutzung, sondern schließt auch physische Erlebnisse ein. Beispielsweise zählt auch die Nutzung eines Gegenstands oder Werkzeugs zu einer User Experience.

Ein Teilbereich von UX ist UI, also das User Interface Design, das ich vorhin schon erwähnt habe. Wir unterscheiden in unseren Projekten immer zwischen UX und UI, setzen aber oft beide Disziplinen parallel ein. Häufig arbeiten UX- und UI-Designer zusammen, wobei wir es bevorzugen, die Kompetenzen zu trennen, um Austausch und kreative Impulse zwischen den Teams zu fördern.

 

Michael Scheffler

Wie genau kann man sich das nun vorstellen? Wie sieht ein gutes UX-Design aus, und wie läuft der Prozess dazu ab? Das würde mich jetzt interessieren. Könnt ihr ein bisschen schildern, wie ihr in euren Projekten vorgeht?

 

Michael Bubendey

Erstmal ist es wichtig, dass das Thema UX und Barrierefreiheit sehr früh in Projekten beachtet wird und diesen beiden Themen der notwendige Stellenwert eingeräumt wird. Nur wenn individuelle Bedienbarkeit und gute Zugänglichkeit von Beginn an bedacht werden, kann am Ende ein erfolgreiches digitales Produkt entstehen.

Wir gehen dabei wie folgt vor: Unsere Kolleginnen und Kollegen versuchen zunächst, den Kontext zu verstehen und die Zielgruppen einzuordnen, an die sich das Produkt am Ende richtet. Anschließend nehmen wir die Anforderungen auf, spezifizieren, was erstellt werden soll, legen die Rahmenparameter fest und definieren, welche Details am Ende wichtig sind.

Auf dieser Basis erstellen wir Prototypen, zunächst in Form von Low-Fidelity-Prototypen. Diese werden in entsprechender Detailtiefe entwickelt und verprobt. Nach Abstimmung und Testings wird das Ganze iterativ in die Zielumgebung integriert und anschließend an die Entwicklung übergeben.

 

Anja Hildebrand

Ergänzend möchte ich betonen, dass wir besonderen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit unseren Nutzern und Stakeholdern legen. Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass das Produkt oder die Anwendung am Ende den Erwartungen entspricht und einen echten Mehrwert bietet.

Ein Format, das sich bei uns bewährt hat, ist das sogenannte Usability-Testessen. Dieses Format wurde ins Leben gerufen, um den Mangel an Testpersonen auszugleichen. Und wie kann man Menschen besser motivieren als mit Pizza, Bier und Softdrinks? Bei diesen offenen Veranstaltungen, an denen sich jede:r anmelden kann, gibt es mehrere Teststationen. Dort werden Prototypen, Websites oder Apps auf ihre Gebrauchstauglichkeit geprüft. Ich kann jedem empfehlen, dieses Format in seinen Projekten auszuprobieren, da es wertvolle Einblicke und ehrliches Feedback bietet.

 

Michael Scheffler

Ich finde das super spannend und ich nehme eure Einladung zum nächsten Testessen hiermit an. Anja, was würdest du denn sagen? Was ist denn eigentlich der inhaltliche Mehrwert von UX-Design im Kontext von HE-Applikationen, in dem wir uns hier bewegen?

 

Anja Hildebrand

Dazu hole ich gerne mal etwas weiter aus. Ich denke, der Begriff der Customer Experience ist schon relativ geläufig und wird von vielen Unternehmen bereits gelebt. Im Bereich HR spricht man von der sogenannten Employee Experience, die der Schlüssel für zufriedene Mitarbeitende ist. Was versteht man unter der Employee Experience? Das ist die Gesamtheit aller Eindrücke, die ein Mitarbeitender während seiner Zeit im Unternehmen sammelt. Ganz konkret umfasst das alle Interaktionen, Erfahrungen und Emotionen – vom ersten Kontaktpunkt, etwa der Bewerbung, bis hin zum letzten Tag im Unternehmen. Im Wesentlichen beschreibt es die Art und Weise, wie die Beziehung zum Arbeitgeber wahrgenommen und bewertet wird.

Dazu zählen Aspekte wie die Unternehmenskultur, Work-Life-Balance, Vergütung, Zusatzleistungen und die persönliche Arbeitsumgebung. Genau hier wird es interessant: Ineffiziente und komplizierte IT-Systeme sind der natürliche Feind einer guten Employee Experience. Wenn ich morgens meinen Computer starte, ist das Mitarbeitendenportal oft das Erste, was ich sehe. Für viele beginnt hier ein Marathon aus Einloggen und Navigieren durch etliche Systeme – von der Zeiterfassung über Anwendungen wie Jira oder Confluence bis hin zum Mail-Programm. Das führt oft zu Frustration oder Demotivation. Was eigentlich als Arbeitserleichterung gedacht war, wird schnell zur Belastung.

Genau hier kann gutes UX ansetzen. Es unterstützt dabei, die Effizienz und Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern. Konkret können Unternehmen die Employee Experience durch verschiedene Maßnahmen verbessern. Zum Beispiel, indem sie den Fokus auf nutzerzentrierte Inhalte und Funktionalitäten legen. Die Bedürfnisse der Nutzenden sollten im Vordergrund stehen, nicht die des Managements oder des Unternehmens. Außerdem ist die Reduktion von Komplexität entscheidend. Einfache und intuitive Benutzeroberflächen erhöhen die Benutzerfreundlichkeit erheblich.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der strukturierte Aufbau und eine klare Navigation. Eine klare Struktur ermöglicht es, schnell und effizient die gewünschten Inhalte zu finden. Systemübergreifende Lösungen sind ebenfalls entscheidend. Ein zentraler Einstieg in alle Anwendungen verhindert das ständige Wechseln zwischen verschiedenen Seiten oder Modulen. Dazu gehört auch eine zentrale Inbox, die einen systemübergreifenden Überblick über alle anstehenden Aufgaben und Nachrichten bietet.

Super wichtig ist außerdem die Bereitstellung von Self-Services. Mitarbeitende sollten selbstständig persönliche Daten wie Adressen oder Bankverbindungen aktualisieren, Urlaubsanträge stellen oder Gehaltsabrechnungen einsehen können. Wenn all diese Punkte in HR-Applikationen berücksichtigt werden, hat man bereits das Fundament für eine gute User Experience gelegt.

 

Michael Scheffler

Danke, Anja, für diese Einordnung. Wenn man an dieser Stelle die Brücke zum SAP-Kosmos schlägt, ist UX Design dort noch eine verhältnismäßig junge Disziplin, die sich gefühlt erst in den letzten Jahren richtig ausgebreitet hat. Letztendlich hat SAP eine sehr lange Historie und einen beeindruckenden Track Record, was Benutzeroberflächen betrifft. Diese wurden evolutionär weiterentwickelt und haben im Laufe der Jahre große Fortschritte gemacht.

Das gilt vor allem für die Self-Services, also für Employee- und Manager-Self-Services wie beispielsweise den Abwesenheitsantrag, die Zeitbuchung oder Zeitkorrektur, von denen du bereits gesprochen hast. Auch die zugrundeliegenden Technologien haben sich im Laufe der Zeit stark weiterentwickelt. Angefangen vom guten alten Internet Transaction Server (ITS) Ende der 1990er-Jahre, mit dem ich noch arbeiten durfte, über WebDynpro Java und WebDynpro ABAP bis hin zur aktuellen Technologie SAPUI5, die auch die Basis für SAP Fiori darstellt.

Fiori ist die Designsprache, die allen modernen SAP-Lösungen zugrunde liegt und über alle Systemwelten hinweg zum Einsatz kommt – sowohl für SAP SuccessFactors als Go-Forward-Solution der SAP in der Cloud als auch für SAP S/4HANA. Und das natürlich nicht nur für Desktop-Umgebungen, sondern mindestens genauso wichtig für mobile Endgeräte. Damit wären wir bei meiner nächsten Frage angekommen. Michael, wie ist denn eurer Erfahrung nach das Thema Mobile Ready zu bewerten? Ein Anwendungsfall im HR-Kontext, dem ich persönlich sehr häufig begegne, bei dem Mobile Ready ein absolutes Must-Have ist, sind Genehmigungen und Workflows auf mobilen Endgeräten. Insbesondere Führungskräfte, die unter Zeitmangel leiden, möchten diese Aufgaben mobil und effizient bearbeiten können. Wie sind eure Erfahrungen bei Materna in diesem Bereich?

 

Michael Bubendey

Ja, du hast es gerade schon angesprochen: Heutzutage sollte nicht mehr nur für Desktop-Anwendungen gedacht werden, sondern auch für mobile Endgeräte, da mobiler Zugriff nicht mehr wegzudenken ist – sei es im Internet oder im Intranet. Anwendungen sollten nicht nur mobile-ready sein, sondern aus der Perspektive der mobilen Nutzung konzipiert werden. Das bedeutet, vom kleinsten Ausgabeformat ausgehend Konzepte zu entwickeln, die eine optimale Darstellung und Platzausnutzung gewährleisten, sodass die fertige Anwendung in allen Umgebungen funktioniert.

Leider erleben wir immer noch häufig, dass die mobile Darstellung nicht ausreichend durchdacht ist oder dass die Nutzungserfahrung auf mobilen Geräten nicht berücksichtigt wurde. Ein gutes Beispiel, das du angesprochen hast, ist, dass es heutzutage eher üblich ist, einen Urlaubsantrag unterwegs in der Bahn oder während eines Meetings per Handy zu genehmigen, anstatt dies über eine Desktop-Anwendung zu tun. Daher ist es eine klare Empfehlung, von vornherein für mobile Nutzungsszenarien zu denken und diese konsequent einzuplanen.

 

Michael Scheffler

SAP spricht hier von „Mobile First“ und hat diesen Ansatz in den letzten Jahren stark in den Fokus gerückt. Um das Thema UX-Design vielleicht noch greifbarer zu machen, möchte ich auf ein gemeinsames Kundenprojekt eingehen. Bei unserem Referenzkunden Herma, einem Maschinenbauunternehmen mit Sitz in Filderstadt bei Stuttgart, haben wir eine umfassende Persona-Analyse durchgeführt und mithilfe unseres Projektansatzes die Anforderungen der jeweiligen Zielgruppen ermittelt. Herma setzt SAP SuccessFactors Work Zone unternehmensweit als Intranet und Mitarbeitendenportal ein und befindet sich aktuell in einem umfassenden HR-Transformationsvorhaben. Wie sind wir bei diesem Kunden vorgegangen? 

 

 

Anja Hildebrand

Die schönste Oberfläche bringt nichts, wenn die Bedürfnisse der Anwender nicht berücksichtigt werden. Deshalb haben wir für Herma mehrere UX-Workshops durchgeführt. In der Anforderungsphase starteten wir mit einem Zielgruppen-Workshop, bei dem wir gemeinsam drei Zielgruppen definierten: die Mitarbeitenden, die Führungskräfte und HR. Die Zielgruppe der Mitarbeitenden haben wir dabei nochmals in Blue-Collar- und White-Collar-Mitarbeitende unterteilt. Während Blue-Collar-Mitarbeitende vorrangig handwerkliche Tätigkeiten in der Fabrik ausführen, sind White-Collar-Mitarbeitende vor allem im Büro tätig.

In diesen Workshops haben wir gemeinsam die Bedürfnisse, Use Cases und Funktionalitäten der jeweiligen Zielgruppen erarbeitet. Diese Zielgruppenanalyse bildete die perfekte Basis, um im nächsten Schritt die User Journey im Mitarbeitendenportal zu betrachten. Dabei identifizierten wir das größte Optimierungspotenzial in den sogenannten Workspaces.

Workspaces bündeln je nach Rolle verschiedene Aufgaben und Informationen an einem zentralen Ort. Das erleichtert den Mitarbeitenden den Zugriff auf unterschiedliche Anwendungen und unterstützt sie bei der täglichen Arbeit, da das Wechseln zwischen verschiedenen Applikationen und Seiten entfällt. SAP SuccessFactors Work Zone bietet bereits eine Vielzahl von Workspaces, wie den My Workspace, den Public Workspace, den External Workspace und den Private Workspace.

  • My Workspace: Ermöglicht den Nutzenden, den Arbeitsbereich individuell für die tägliche Arbeit zu konfigurieren.
  • Public Workspace: Ein öffentlicher Bereich, der dem unternehmensweiten Informationsaustausch dient, z. B. für einen Wissenscampus oder den IT-Support.
  • External Workspace: Unterstützt die Zusammenarbeit mit externen Partnern oder Dienstleistern.
  • Private Workspace: Ein privater Arbeitsbereich mit eingeschränkten Zugriffsrechten, der von einer oder mehreren Personen genutzt werden kann.

Für Herma haben wir private Workspaces genutzt, um rollenbasierte Workspaces für Führungskräfte, Mitarbeitende und HR zu konzipieren. Die Struktur der Workspaces blieb dabei ähnlich, während die Inhalte je nach Rolle angepasst wurden. So sieht jede Rolle spezifische Aufgaben, Anwendungen, Kennzahlen sowie relevante Themen und Links.

Unsere Workshops gestalteten wir interaktiv in Miro, was sehr gut angenommen wurde. Der Kunde hatte viel Spaß und brachte sich kreativ ein, etwa bei der Namensgebung der Personas, wie „Basti Blue-Collar“ oder „Friedrich Führungskraft“. Das zeigt, wie interaktive Formate dazu beitragen, nutzerzentrierte Anforderungen gemeinsam zu erarbeiten.

 

Michael Scheffler

Danke, Anja, für diese Einordnung. Für mich persönlich war das auch ein Eye-Opener. An dem Kundenbeispiel hat man das Konzept des digitalen Arbeitsplatzes richtig erkannt – die Idee, alle Applikationen, egal ob SAP oder nicht, lösungsübergreifend an einer Stelle zu bündeln. Ich fand besonders beeindruckend, wie wir das bei diesem Kunden umgesetzt haben. Das war wirklich eine tolle Geschichte.

Vielleicht dazu noch eine Ergänzung: Ende letzten Jahres haben wir gemeinsam mit Herma beim SAP-Format "BTP4HR Workshop" das Projekt "MyHR" vorgestellt, ein umfassendes Digitalisierungsvorhaben, in dessen Rahmen die Umsetzung in der SAP SuccessFactors Workzone präsentiert wurde. Das dazugehörige YouTube-Video und die Vortragspräsentation verlinken wir in den Show Notes zu dieser Folge. Alle Interessierten können dort gerne tiefer einsteigen.

Michael, um langsam zum Ende dieser Folge zu kommen, kannst du uns zum Schluss einen Ausblick auf die Zukunft im UX-Design geben? Welche Trends seht ihr bei Materna, und wohin geht die Reise?

 

 

Michael Bubendey

Auch wenn noch Aufklärungsarbeit zu leisten ist, denke ich, dass das Verständnis über die Wichtigkeit von UX bei vielen Unternehmen bereits angekommen ist und stetig wächst. Viele Unternehmen sprechen inzwischen vom sogenannten UX-Reifegrad, der beschreibt, wie weit ein Unternehmen in diesem Punkt bereits ist. UX ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen und Produkte.

Ein weiterer Aspekt, den ich erwähnen möchte, ist das Jahr 2025, das durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) besonders wichtig wird. Dieses Gesetz macht Barrierefreiheit für Internetauftritte und viele andere Anwendungen verpflichtend, was diesen Bereich stark in die UX-Arbeit einfließen lässt.

Zudem verschwimmen immer mehr die Grenzen zwischen Konzept und Umsetzung. Während vor einigen Jahren Lösungen noch primär aus Konzepten entwickelt wurden, bieten moderne Ansätze wie Low-Code- und No-Code-Services heute die Möglichkeit, Produkte direkt aus Konzepten heraus zu erstellen.

 

Michael Scheffler

SAP besitzt ebenfalls eine Low-Code/No-Code-Produktfamilie namens SAP Build, die auf der SAP Business Technology Platform basiert. SAP Build Work Zone und die SAP SuccessFactors Work Zone sind Teil dieser Produktfamilie.

 

Michael Bubendey

Ein weiterer Trend ist die zunehmende Bedeutung künstlicher Intelligenz (KI) im UX-Bereich. KI wird sowohl zur Erstellung von Konzepten als auch innerhalb der UX selbst genutzt. 

 

Anja Hildebrand

SAP hat im ersten Halbjahr 2024 den KI-Assistenten SAP Joule eingeführt, der auf Unternehmensdaten aus verschiedenen SAP-Anwendungen sowie von Drittanbietern zugreifen kann. Er bietet zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in Bereichen wie Recruiting, Einkauf oder Planung. Besonders spannend ist die Partnerschaft zwischen Microsoft und SAP, die es ermöglicht, dass deren KI-Assistenten, Microsoft Copilot und SAP Joule, miteinander kommunizieren. So können Nutzer je nach Use Case auf die Informationen beider Assistenten zugreifen. Ein Beispiel: Ein Flug, der über SAP Concur gebucht wurde, kann direkt in Microsoft Outlook eingetragen werden – nahtlos und effizient.

Ich finde die Entwicklungen in diesem Bereich unglaublich spannend und freue mich darauf, was die Zukunft in Bezug auf KI und SAP-Anwendungen noch bringen wird.

 

Michael Scheffler

Anja, Michael, vielen Dank für die hilfreichen Informationen und die konstruktive Zusammenarbeit. Ich habe unsere Zusammenarbeit, besonders bei Herma, immer sehr genossen und freue mich darauf, was wir in Zukunft gemeinsam umsetzen können.

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