SAP Build ist ein umfassendes Produktportfolio von Low-Code- und No-Code-Lösungen, die die Anwendungsentwicklung und -automatisierung auch mittels generativer KI beschleunigt. SAP-Anwenderunternehmen können damit benutzerfreundliche Apps für den Browser oder das Smartphone erstellen, Prozesse automatisieren und Business-Portale im Web gestalten – und das ohne dafür Code programmieren zu müssen.
SAP Build bietet also ein hohes Potential unter anderem in der Softwareentwicklung, über welches sich p78 Geschäftsführer Michael Scheffler und sein Gesprächspartner Martin Koch, CEO bei CloudDNA und SAP Press Buchautor, unterhalten.
Ergänzende Informationen zu dieser Episode:
- CloudDNA Homepage: https://www.clouddna.at/
- Champagner Boutique bzw. Online-Shop von Martin Koch: https://champagnedna.at/
- Veröffentlichungen und SAP Press Bücher von Martin Koch: https://www.clouddna.at/veroeffentlichungen/
- "SAP Business Technology Platform einfach erklärt - Integration, Erweiterung & Innovation", HR/IT Talk Episode #37 mit Martin Koch
- "Mit Low-Code/No-Code und SAP Build Prozesse im HR erfolgreich digitalisieren", HR/IT Talk Episode #52
- "SAP SuccessFactors Work Zone: Der Digitale Arbeitsplatz für HR", HR/IT Talk Episode #27
Das Interview zum Nachlesen
Michael Scheffler:
Servus, Martin. Willkommen zurück bei HR/IT Talk. Du warst schon einmal bei mir hier im Podcast zu Gast und hast uns als Experte tiefe Einblicke in die SAP Business Technology Plattform – beziehungsweise die SAP BTP, wie sie auch genannt wird – verschafft. Heute wollen wir uns über ein sehr ähnliches Thema unterhalten, nämlich SAP Build. Zu diesem Thema hast du kürzlich auch ein neues Sachbuch publiziert. Dazu kann ich aber auch gleich noch mehr sagen. Das ist ja quasi dein Hobby als SAP-Autor. Hauptberuflich bist du CEO bei CloudDNA. Kannst du dich zu Beginn unserer Diskussion bitte nochmal kurz persönlich vorstellen? Und auch CloudDNA würde mich interessieren – was macht ihr da so, welche Services bietet ihr an? Dazu gerne auch noch ein paar Worte.
Martin Koch:
Sehr gerne. Servus, Michael, auch von meiner Seite vielen Dank nochmal ganz herzlich für die erneute Einladung. Wenn man mich googelt, findet man den Skispringer, der mit dem österreichischen Team Olympiasieger wurde.
Michael Scheffler:
Ist das dein nächstes Hobby?
Martin Koch:
Nein, das bin leider nicht ich. Da bin ich, glaube ich, noch immer um 20 Kilo zu schwer. Aber Spaß beiseite. Ich bin seit 2006 im SAP-Umfeld unterwegs, habe davor eigentlich eine Linienpiloten-Ausbildung gemacht. Mit dem 11. September 2001 fiel meine Ausbildung in eine schwierige Zeit, also bin ich in die IT umgeschwenkt. Das Thema SAP entstand damals eher zufällig, aber es hat mich seither nicht mehr losgelassen. Ich war mal bei SAP direkt, dann bei einem Kunden, zurück zu SAP und dann selbstständig. Und irgendwann entstand die Idee, einen wenig sagenden Firmennamen umzubenennen in CloudDNA. Das war eine spannende Geschichte, die in Hamburg entstanden ist. Wir machen schwerpunktmäßig Cloud, aber auch sehr viel im User Experience Umfeld. Das heißt, die ganze Fiori-Entwicklung, Full-Stack-Entwicklung mit RAP und CAP in der BTP und eigentlich wirklich alles querbeet. Wir sind mittlerweile 22 Mann stark und großteils im deutschsprachigen Raum unterwegs.
Michael Scheffler:
Ok, wow, 22 Leute. Da ist ja auch ordentlich was passiert auf deiner Seite. Das war mir jetzt gar nicht so bewusst. Das bedeutet, ihr seid jetzt nicht auf eine bestimmte Line of Business fokussiert. Ihr bietet sozusagen alles im Web Development, BTP-Umfeld, was es da so gibt?
Martin Koch:
Genau, also von den Lines of Business eigentlich so ziemlich alles dabei: Automotive, Aerospace and Defense, Public Sector, Manufacturing.
Einführung in SAP Build und die Struktur sowie Funktionen der verschiedenen Lösungen
Michael Scheffler:
Vielen Dank für die Vorstellung. Wie bereits angekündigt, wollen wir uns heute gemeinsam die virtuelle Tauchbrille aufsetzen und einen Deep Dive in das Thema SAP Build unternehmen. Kürzlich hast du auch dein Buch „SAP Build – No-Code Development, Centralized Access, and Process Automation“ auf Englisch im Verlag Rheinberg Publishing – also bekannt als SAP Press – veröffentlicht. Das ist, soweit ich informiert bin, dein 13. Buch, wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe. Also Respekt. Machst du eigentlich noch was anderes außer SAP-Bücher schreiben?
Martin Koch:
Hauptsächlich beschäftige ich mich mit meiner Arbeit bei CloudDNA. Ich habe aber auch eine interessante Geschichte aus meinen vielen Besuchen in Walldorf. An den Wochenenden bin ich oft nach Frankreich gefahren, da ich ein großer Weinliebhaber bin. So kam die Idee auf, mit Champagner zu handeln. Ich habe nebenbei einen kleinen Onlineshop, der Winzer-Champagner verkauft. Ich importiere direkt und verkaufe ihn in Österreich und mittlerweile auch in Deutschland.
Michael Scheffler:
Das heißt, ich hier in München kann auch bei dir bestellen?
Martin Koch:
Ja, genau.
Michael Scheffler:
Perfekt, das ist gut zu wissen. Danke für den Hinweis. Zurück zum Thema. Lass uns doch bitte inhaltlich einsteigen. Zu Beginn würde ich dir gerne die Frage stellen: Was genau ist eigentlich SAP Build? Die Produktfamilie unterteilt sich ja in drei Lösungen. Vielleicht kannst du auf jede dieser Komponenten im Detail eingehen?
Die zentrale Rolle von Low-Code/No-Code und Process Automation innerhalb der SAP Build Produktfamilie
Martin Koch:
SAP hat – wie viele andere Softwarehersteller auch – erkannt, dass das Thema Low-Code/No-Code sehr viel Potenzial hat, vor allem wegen des Fachkräftemangels und diversen anderen Gründen. SAP hat im Zuge dessen ein Entwicklungstool zugekauft, das damals AppGyver hieß. Man hat aber auch gesehen, dass es in anderen Bereichen Sinn macht, Low-Code/No-Code Development zu forcieren. Das betrifft auf der einen Seite das Thema Automatisierung, also die ganzen Workflows und Process Automation, und auf der anderen Seite natürlich auch User Experience. Dazu gibt es in Summe drei Produkte. Das eine nennt sich SAP Build Apps. Das ist jetzt die Entwicklungsplattform oder das Entwicklungswerkzeug, das der Nachfolger von AppGyver ist. Es ermöglicht mir als Nichtentwickler selbst Applikationen zu entwickeln, ohne dass ich großartig Programmier-Skills benötige. Theoretisch auch ohne Programmier-Skills, aber es muss natürlich immer jemanden geben, der mir dahinter die Services bereitstellt oder die Daten bereitstellt. Das heißt, ich kann User Interfaces entwickeln, die mittlerweile in der BTP, im klassischen SAP und in S/4HANA bereitgestellt werden können. Die nächste Komponente in diesem Portfolio von SAP Build ist die SAP Build Workzone. Ich glaube, das kennt ihr bei der p78 auch sehr gut.
Michael Scheffler:
Ja, Tatsache.
Martin Koch:
Es gibt zwei Varianten – also eigentlich drei Varianten. Einmal die Standard Edition, das ist mehr oder weniger das Portal, das Launchpad in der SAP BTP. Dann gibt es die Advanced Edition, das ist für mich der Nachfolger in der BTP vom klassischen SAP NetWeaver Portal und zusätzlich gibt es noch eine spezielle SAP SuccessFactors Edition von SAP Build Workzone. Die Idee dahinter ist, dass man ein Launchpad in der BTP bereitstellt. Wenn ich also zum Beispiel Geschäftspartner habe, denen ich Apps bereitstellen möchte, aber nicht möchte, dass sie direkt auf mein SAP-System zugreifen, kann ich das in die BTP vorschieben und in der SAP Build Workzone Standard Edition laufen lassen. Damit bin ich natürlich einige Sorgen los, denn SAP oder die Infrastruktur-Provider kümmern sich darum, dass Angriffsversuche erkannt werden, Denial-of-Service-Attacken und Ähnliches. Das heißt, sicherheitstechnisch bin ich da definitiv auf der sicheren Seite, kann aber trotzdem auf die Daten aus meinen On-Premise-Systemen zugreifen, über den Cloud Connector. Das wird aus unserer Erfahrung heraus auch ganz gerne genutzt.
Michael Scheffler:
Das ist auch der Punkt, wo wir öfters mit der Lösung in Kontakt kommen, wenn es darum geht, einen digitalen Arbeitsplatz für Mitarbeitende in Unternehmen zu schaffen – ein HR-Portal, ein Mitarbeitenden-Portal. Diese Themen hatten wir schon öfters auf der Agenda, und deswegen konnten wir uns auch schon in vielen Kundenprojekten damit beschäftigen.
Martin Koch:
Genau. Das zweite ist dann, wie du schon gesagt hast, SAP Build Workzone Advanced Edition. Das ist wirklich das Portal, wo ich auch Inhalte bereitstellen kann, wo es Kollaborationstools gibt und Ähnliches. Das ist dann wirklich das vollwertige Portal, das hier angeboten wird. Das dritte im Bunde ist dann SAP Build Process Automation. Da gibt es auch einen Vorgänger – zumindest zum Teil – und zwar war das der Workflow Service auf der SAP BTP. Das war eines meiner Bücher, das schon fertig war, aber nicht veröffentlicht wurde. Denn genau als wir vom Buch schon die Satzfahne erhalten haben, also bevor es wirklich in den Druck gegangen ist, hat SAP angekündigt, dass der Service eingestellt wird und dass es mit SAP Build Process Automation eine Nachfolge gibt, jedoch ohne Migrationspfad.
Michael Scheffler:
Okay, das ist bitter. Das heißt, du hast eigentlich 14 Bücher geschrieben, oder?
Martin Koch:
Ne, das ist mit eingerechnet bei den 13. Wir haben damals gemeinsam mit SAP Press entschieden, dass es keinen Sinn macht, mein Buch zu veröffentlichen. Wobei im Nachhinein wäre es vielleicht doch sinnvoll gewesen, weil der alte Service weiterhin in Verwendung ist, da es keinen Migrationspfad gibt.
Michael Scheffler:
Ok, das ist wirklich bitter. Naja gut, aber jetzt hat es ja direkt geklappt.
Martin Koch:
Ja, zum Glück.
Ziele und Nutzen von SAP Build in der BTP-Umgebung
Michael Scheffler:
Danke für die Erläuterungen, Martin. Ich stelle mir jetzt gerade die Frage: Welche Ziele verfolgt denn die SAP mit SAP Build? Am Ende des Tages sind es Services auf der BTP, der Business Technology Plattform. Warum nochmal eine solche Komprimierung? Kannst du dazu ein bisschen was sagen?
Martin Koch:
Meine Meinung ist, dass man natürlich die klassischen End User oder Key User auch befähigen möchte, dass sie selbst entwickeln können. Das bedeutet aber auch, dass man sich als Unternehmen Gedanken machen muss, wie man das sauber aufsetzt, damit nicht ein Wildwuchs an Apps entsteht. Auf der anderen Seite hat SAP auch gemerkt, dass es in der Cloud oder in der BTP keine Möglichkeit gibt, systemübergreifend Workflows abzubilden. Vielleicht findet ein Schritt im S/4HANA statt, ein anderer Schritt in SAP SuccessFactors. Da versucht man jetzt mit der SAP Build Workzone entsprechende Lösungen zu schaffen. Ein Beispiel dafür wäre das Onboarding in Ariba – das ist jetzt wieder auf der ganz anderen Seite – aber da gibt es vorgefertigten Content, der es mir ermöglicht, innerhalb von wenigen Stunden ein komplettes Onboarding zu aktivieren und anzupassen, mit einem entsprechenden Genehmigungsprozess dahinter.
Michael Scheffler:
Das ist dann sozusagen Standard Content in SAP Build Process Automation, wenn ich das richtig verstehe?
Martin Koch:
Richtig, genau. Dieser wird von SAP gewartet. Das ist der große Vorteil: Ich kann selbst entwickeln, aber der Standard Content wird von SAP gewartet. Es gibt wirklich eine Vielzahl an Paketen, die mittlerweile ausgeliefert werden. Und es ist auch nicht mehr so wie früher, dass man im Service Marketplace stundenlang suchen musste, um das richtige Paket zu finden. Es gibt jetzt einen schönen Store, über den man das Ganze dann einfach findet und direkt in seine eigene Umgebung übernehmen kann.
Michael Scheffler:
Das heißt, wenn ich dich richtig verstehe, siehst du den Fokus von SAP Build im Bereich Low-Code/No-Code-Entwicklung plus Automation, also in der systemübergreifenden Abbildung von Prozessen. Was man jetzt auch im Kontext von HCM, in dem wir uns bewegen, sieht – mit dem Ansatz Cross System Workflow. Eine Spezialausprägung, sage ich mal, für hybride Systemlandschaften, wenn man zum Beispiel SAP SuccessFactors mit einem klassischen SAP HCM on-premise verbinden und hier systemübergreifende Prozesse realisieren möchte. Hier ist am Ende des Tages auch die Process Automation neben anderen Technologien im Einsatz. Das sind die zwei Themen, wo du da einen Schwerpunkt siehst.
Martin Koch:
Genau, richtig.
Der SAP Build Code. Generative KI ebnet den Weg zu Low-Code/No-Code Programmierungen
Michael Scheffler:
Du hast ein neues Buch geschrieben und bist also inhaltlich sehr tief im Thema. Ich würde gerne auf ein Schlagwort zu sprechen kommen, nämlich SAP Build Code. Ein Buzzword, hätte ich schon fast gesagt, das man jetzt schon sehr oft in den Medien hört. Könntest du uns ein bisschen dazu sagen? Was ist das eigentlich und inwiefern spielt das mit SAP Build zusammen?
Martin Koch:
Da geht es auch wieder, wie bei unserem SAP BTP Workflow Buch, um ein Thema, das angekündigt wurde, als das Buch schon fast fertiggestellt war. Wir haben uns dann entschieden, es nicht aufzunehmen, da es noch nicht viele Ressourcen oder Teststellungen dafür gab. Es ist ein sehr spannendes Thema. Ich glaube, jeder von uns hat schon mal mit ChatGPT zu tun gehabt, vielleicht auch schon mal versucht, darin Sourcecode zu generieren – zum Beispiel in der Cloud Integration Mappings oder JavaScript-Teile. Das hat bei mir nicht funktioniert, es kam ein Code raus, der sich aber nicht aktivieren ließ, weil er mehrere Fehler hatte. SAP schlägt damit genau in diese Kerbe und versucht, eine generative AI zur Verfügung zu stellen, die mir als Entwickler zukünftig das Leben erleichtern soll. Das heißt, ich habe dann die Möglichkeit, entweder klassische Benutzeroberflächen zu entwickeln, sprich Fiori Apps, mobile Applikationen oder Full-Stack-Anwendungen, indem ich in natürlicher Sprache wie bei ChatGPT mit dem System kommuniziere – in diesem Fall mit SAP Build Code. Ich definiere die Anforderungen entsprechend, also ich muss verstehen, wie das Prompt Engineering funktioniert. Und ich bekomme dann ein passendes Ergebnis in Form von Sourcecode geliefert.
Michael Scheffler:
Siehst du das eher als Unterstützung im Low-Code/No-Code-Umfeld oder ist es doch eher etwas für den sogenannten Pro-Coder, also den professionellen Entwickler? Wo würdest du das einordnen?
Martin Koch:
Wir haben es selbst schon getestet. Das Thema No-Code, dass ich keine Ahnung von Entwicklung haben muss, klappt damit definitiv nicht. Man sollte verstehen und prüfen, was tatsächlich an Sourcecode generiert wurde. Es hängt davon ab, wie gut man dieses Prompt Engineering versteht – also wie die Prompts und Fragestellungen aussehen. Wenn das passt, kommen auch wirklich gute Ergebnisse heraus, die man teilweise ohne großartige Qualitätssicherung übernehmen kann. Für den No-Code-Entwickler ist es aus meiner Sicht nichts.
Michael Scheffler:
Da bin ich auch komplett bei dir. Man muss auch dazu sagen, das ganze No-Code-Thema adressiert ja vor allem die sogenannten Citizen Developer, also Fachanwenderinnen und Fachanwender in der Linie – zum Beispiel im HR-Bereich, Key User, die sich dann sehr einfach mit SAP Build Apps Anwendungen zusammenklicken können, also wirklich ohne den Einsatz von Code. Wenn man sich jetzt vorstellt, hier mit einem komplexen Prompting SAP Build Code zu bedienen, ist das, glaube ich, nicht die richtige Zielgruppe. Du hast das Prompting angesprochen: Hast du da mal zwei, drei konkrete Beispiele für uns? Wie würde sowas aussehen oder wie würde ich jetzt so einen Code erzeugen können?
Martin Koch:
Englisch ist die ideale Voraussetzung, damit die Prompts in Englisch definiert werden.
Michael Scheffler:
Okay, alles klar.
Martin Koch:
Ich sage dann wirklich dem System auf Englisch: „Bitte erstelle eine Applikation mit einer Entität Kunde, einer Entität Bestellung, mit Artikeln dahinter, die diese und diese Attribute haben.“ Wenn man dem System konkret sagt, die Attribute sollen so und so aussehen, dass es Zeichen-basiert ist, ein numerischer Wert oder numerisches Attribut, dann kommen auch vernünftige Ergebnisse heraus. So etwas würde ich in den Prompt mitgeben, damit es nicht nur ein klassischer Einzeiler ist. Ich muss genauer spezifizieren, was gemacht werden soll. Dann bekommt man wirklich auch gute Ergebnisse geliefert.
Michael Scheffler:
Also man kann sich das wirklich so vorstellen wie bei ChatGPT von Open AI: Man gibt Fließtext ein, wie du gesagt hast, im besten Fall in Englisch mit entsprechenden Parametern. Wo wird der erzeugte Code dann eingegeben?
Martin Koch:
Es gibt eine Integration direkt ins Business Application Studio. Bei VS Code bin ich mir nicht sicher, ob es das schon gibt oder ob das noch nicht verfügbar ist.
Michael Scheffler:
Ja, super spannend.
Martin Koch:
Im Prinzip kann ich es mir so vorstellen: Wenn ich es vorher geschafft habe, ein vernünftiges Pflichtenheft zu schreiben, und mit solchen Anforderungen als Prompt in SAP Build Code reingehe, dann bekomme ich auch ein vernünftiges Ergebnis zurück. So würde ich das einfach beschreiben.
Michael Scheffler:
Dieses Thema zahlt natürlich auch voll auf das von dir angesprochene Thema Fachkräftemangel ein. Es geht um schnelle Entwicklungen – also schnell und flexibel neue Lösungen bereitzustellen. Das ist sicherlich hilfreich und die Zeit wird zeigen, wie sehr sich das etablieren wird. Martin, du warst erst vor einigen Wochen auf der SAP Tech-Messe Sapphire in Orlando, wo auch viel zum Thema SAP Build Process Automation bekannt gegeben wurde. Es gab viele Neuerungen und neue Features. Können wir darauf noch ein bisschen eingehen? Was wurde da so angekündigt, beziehungsweise was gibt es an neuen Funktionen in dem Umfeld?
Martin Koch:
Was natürlich sehr spannend war, ist, dass sich auf der Sapphire selbst eigentlich alles nur noch um künstliche Intelligenz drehte. Das heißt, in jedes Produkt fließt zukünftig AI ein. Das setzt aber im Wesentlichen voraus, dass man in der BTP oder in der Cloud unterwegs ist und ein Cloud-Produkt verwendet. Das ist auch bei SAP Build so, dass da immer mehr AI reinkommt, speziell mit SAP Build Code. Da tut sich einiges. Auch in der Process Automation gibt es neue Funktionen zur Generierung von Content. Die Roadmap, die auf der Sapphire vorgestellt wurde, hat ganz oben Gen AI für die Process Automation. Was ich auch toll finde, ist die Integration des SAP Task Centers. Man hat ja immer wieder von der zentralen Inbox gesprochen. Egal, ob ich in einem SAP SuccessFactors unterwegs bin, in einem on-premise System, im S/4-System, S/4HANA Cloud, Ariba oder sonst wo. Das Problem war, dass jedes System entkoppelt war, wenn es um Workflows für die Genehmigung ging. Mit dem Task Center schafft man jetzt eine zentrale Inbox, und auch SAP Build Process Automation wird sich dort integrieren. Ansonsten gab es viele Ankündigungen zur Entwicklung von Benutzeroberflächen, dass Fiori immer stärker integriert wird. Auch die Cloud ALM Integration, was bei einigen kommt, nachdem der SAP ERP HCM aus der Wartung läuft. Ein Thema ist, dass die Richtung Cloud ALM gehen. Auch da ist eine Integration angekündigt, die im Q3 oder Q4 2024 stattfinden soll. Und was SAP auch erkannt hat, ist die Governance für Process Automation, was natürlich ein Riesenthema ist. Wenn man verhindern möchte, dass ein Wildwuchs an Applikationen entsteht, sollte man sich auch darüber Gedanken machen. SAP hat das erkannt und wird entsprechende Funktionalitäten bereitstellen innerhalb von der Build Process Automation.
Michael Scheffler:
Das Task Center, das du angesprochen hast, ist eine spannende Information, denn das ist ein Leidenspunkt bei vielen Kunden, die ich kenne. Wie du schon erläutert hast, ist es immer eine Herausforderung, unterschiedlichste Workflows in einer Umgebung – also vor dem Hintergrund einer User Experience – den Endanwendern zur Verfügung zu stellen. Es gab viele Ansätze und Versuche seitens der SAP, wie UWL, POWL, SAP Fiori Inbox und jetzt das Task Center. Das ist bei einigen unserer Kunden bereits in Verwendung, und wir haben gute Erfahrungen damit gemacht. Wenn die Process Automation noch voll integriert wird, ist das eine tolle Sache und hilfreich, die UX zu steigern. Super Sachen, die die SAP da vorhat. Wie ist es in deinem persönlichen Fall, also Stichwort 14. Buch? Magst du uns da einen Ausblick geben? Ist da schon was in Planung?
Martin Koch:
Das Skript selbst ist abgegeben. Es ist die Übersetzung und Aktualisierung des Full-Stack-Development-Buchs, das zuerst auf Englisch erschienen ist. Das wird jetzt auf Deutsch übersetzt, weil es auf Englisch sehr gut angelaufen ist. Wir haben es aktualisiert mit unseren neuesten Erkenntnissen aus Projekten im RAP-Umfeld und im Fiori-Elements-Bereich, zum Beispiel mit Custom Pages, die man auch Freestyle mit Fiori Elements verbinden kann. Das haben wir ins Buch aufgenommen. Und es wird auch schon an Buch Nummer 15 gearbeitet, englischsprachig. Da darf ich aber noch nichts dazu sagen.
Michael Scheffler:
Ich merke schon, das ist dein wichtigstes Hobby neben der eigentlichen SAP-Arbeit.
Martin Koch:
Genau, das kann ich auch ganz offen sagen. Man kann definitiv nicht davon leben. Für uns ist es ein super Werkzeug, um Kompetenz zu zeigen, und natürlich auch spannend, weil wir das größtenteils im Team schreiben – mit meinen Kollegen in der CloudDNA oder bei speziellen Sicherheitsthemen mit einem ehemaligen SAP-Kollegen. Das ist super, dass ich dann einiges an Publikationen vorzuweisen habe.
Michael Scheffler:
Ja, nochmals wirklich Respekt. Ich probiere mich hier und da an entsprechenden Fachartikeln und weiß, was da an Arbeit und Energie reinfließt. Also Hut ab, mach weiter so. Ich hoffe, wir können uns in naher Zukunft über das 15. Buch unterhalten, wenn es dann auch bekannt ist, worum es geht. Bis dahin, Martin, sage ich vielen Dank, dass du hier warst und uns einen spannenden Einblick in das Thema SAP Build verschafft hast.
Martin Koch:
Vielen Dank für die Einladung. Ich hoffe auch, dass wir uns wieder hören.
Michael Scheffler:
Bis dahin.
Martin Koch:
Danke sehr.